Hansen, Peter (1878-)

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Peter Hansen geboren 6.5.1878

Als der Krieg ausbrach, sprach man von viel Spionage und von Goldautos, die durch das Land eilten und daran Schätze unsere Feinde unterstützen sollten. Überall wurden Straßensperren angelegt. Die Dorfbewohner mußten Posten stehen. An den Kreuzwegen mußte ich auch meine ersten Kriegswachen schieben.

Eingezogen wurde ich am 26.8. 1915. Meine Frau und meine 4 Kinder bekamen 60 Mark monatliche Unterstützung. Durch die Zwangswirtschaft mußten wir Roggen und jährlich ein Stück Vieh abliefern. Die Lebensmittelversorgung wurde so geregelt, daß jeder Hausstand Brot- und Zuckerkarten zugeteilt erhielt.

Mit Hans Peter Hansen kam ich in das 2. Rekruten Depot, I. Ers. Batl. Inf. Regt von Manstein (Schleswig) Nr. 84.

Als ich einmal auf Urlaub war kam ein Transport ins Feld – da war Hans Peter Hansen mit – und ich war jetzt ohne Gemeindeangehörigen.

Am 11.2.1916 wurde ich zur 3. Ers. Masch. Gew. Komp. IX AK in Flensburg. Hier fühlte ich mich sehr wohl, denn jeden Sonntag gab es Urlaub nach Hause. Aber leider war die Zeit nur sehr kurz, denn am 31.3.1916 ging es, nachdem wir feldgrau eingekleidet waren, zu einem MG Kursus nach Döbnitz bei Berlin. Dieser Kursus dauerte nur 4 Wochen, aber wir haben im Döbnitzer Sand mächtig schwitzen müssen.

Nachdem unsere Ausbildung abgeschlossen war kamen wir am 3.5.1916 ins Feld. Unsere Truppe, 2. MG Kp., 3. Garde Rgt. zu Fuß lag bei Avricourt in Stellung. (Roye-Noyon) Das war eine sehr gute Stellung aus dem Kalk herausgehauen. Unsere Stellung „Waldesruh“ im Walde war schlechter, denn der Sand hielt nicht.

Bis zum Juni – da fuhr ich auf 16 Tage Urlaub – war unsere Stellung verhältnismäßig ruhig – Aber als ich wiederkam, in Nesle war unsere Bahnstation, kannte ich das Dorf Avricourt garnicht wieder. Früher hatte doch wenigstens die Kirche in Resten noch gestanden, jetzt war alles kurz und klein geschlagen. Mit 28cm Granaten hatte der Feind entzwei bekommen.

Der Ruheort unserer Truppe war Beaulieu des Fontaines. Am 22.7.1916 hatten wir Alarm – wir wurden auf Lastauto verladen und es ging nördlich nach der Somme (Bayern lösten uns ab).

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Bag Somme-fronten ved Peronne

Da waren Engländer und Franzosen mit ungeheurer Übermacht gegen unsere Stellungen angestürmt. Sie mußten Verdun entlasten, sonst stieß der Deutsche durch.

Hinter den feindlichen Fronten war ganz neue Eisenbahnnetze entstanden. Millionen von Granaten waren aufgestapelt, tausende von Rohren aller Kaliber, engl. 38cm und franz. 40cm, und ungeheure Mengen Gas zum Verschuß aufgestapelt.

Am 1. Juli um 730 vormittags griffen Engl. Und Franzosen aus den Gräben und rannten gegen die deutschen Linien an. Unsere Heeresleitung warf in die Schlacht was irgend erreichbar war.

So kamen auch wir in den Hexenkessel Somme, wenn wir auch nur am südlichen Flügel, wo die Schlacht verebbte und auch nur in der Reservestellung eingesetzt wurden. Unsere Stellungen waren vor (bei) Mesnil, bei den Dörfern Dreslincourt und Manicourt.

Ich als Res. Schütze lag bei den Pferden. 70 waren in einem Zelt zusammen.

Bei uns war ein Untffz. aus der Front, der seinen Fahrschein zur Heimatreise in der Tasche hatte. Eben nach Mittag, wir hatten gerade unseren Schlag verdrückt, da kamen einige feindliche Flieger und warfen Bomben. Unser Futtermeister und 3-4 Fahrer von uns waren tot. Auch der Unteroffizier mit seinem Fahrschein.

Von der Somme marschierten wir wieder in unsere alten Stellungen bei Avrincourt zurück. Hier lagen wir vom 12.9.-27.10.1916. Ich lag die ganze Zeit in unserem Ruheort Beaulieu les Fontaines. In sofern hatte ich Druck, daß ich in dieser Zeit Landwirt spielen und 4 Kühe zu versorgen hatte.

Von unserer schönen Stellung ging es im November wieder an die Somme zurück. Die Angriffswut der Engländer und Franzosen war verebbt, sodaß wir in einen Stellungskrieg kamen. Als Vertreter kam ich als Koch an die Küche, welche in Péronne lag, und spielte hier Koch.

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Peronne

Wir lagen hier in Stellung den ganzen Winter über vom 27.11. 1916-21.2.1917.

Nachdem wir herausgezogen worden waren, kamen wir 4 Wochen in Ruhe in einen Ort den ich nicht mehr kenne.

Nah der Ruhe wurde unser Regiment auf dem Chemin des Dames eingesetzt. Ich war nun ganz Fahrer geworden. Wir lagen in Laon, auf dem Fort Bruyeres in einem Waldlager.

Es hatte geschneit. Unsere Pferde standen frei im Holz und wir lagen in unsere Decken gewickelt auf der Erde. Von diesem Waldlager aus wurde ich mit einem zweiräderigen Karren nach Narton geschickt, um dort zwei Maschinen Gewehre heilmachen zu lassen. Hinten auf dem Wagen sitzt der Schreiber, der die Post abgeholt hat.

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Urlaub bekam ich im Mai. Zuhause war als Hilfe ein Russe. (In allen Briefen und Karten die nach Hause gingen spielt das Leben zu Haus die größte Rolle. Vom Kriege wird fast nie geschrieben. Z. Bsp: Könnt ihr schon den Heudiemen einfahren? Habt ihr schon Platz dazu? Laßt den Russen nur immer Holz hauen, wenn dazu Zeit übrig ist; auch unten im Moor und Lugau).

Zurück kam ich nach Suzy bei Laon.

Mit einem Fahrer kam ich um Pfingsten herum zur Kp. zurück. Sie lag in einem Walde.

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Frontforløb Chemin de Dames

Unser Regiment war in eine neue Hölle geraten. Die Feinde meinten, wir seien an der Somme gefesselt und wollten jetzt mit einem neuen Gewaltschlag die Front zertrümmern, durchstoßen, aufrollen und nach Deutschland marschieren. Man wollte wieder mit Material siegen:

1 788 000 Schuß schweres Kaliber; 6 500 000 Feldart., 1 00 000 Minen; 5 000 000 Handgranaten; 170 000 000 Gewehrpatronen; 2 716 000 Leuchtkugeln, dazu 53 Divisionen mit 120 Tanks.

Und auf unserer Seite standen 12 abgekämpfte Sommedivisionen (Es gingen aber 70 deutsche Divisionen durch den Granatenhagel vom Chemin des Dames. Der Feind hatte sich über unsere Beweglichkeit getäuscht. Hindenburg war aus Kuder gekommen).

Von der Somme zogen die Deutschen sich auf die Siegfriedstellung zurück und ließ eine Wüste hinter sich. Die Abwehr war nicht mehr gebunden. Das Kampffeld war mit MG Nestern durchsetzt, die nicht alle von den Trommelfeuern zerschlagen wurden und die Angriffswellen gerieten immer wieder in unser MG Feuer.

5345 feindliche Geschütze trommelten auf die Front Vauxaillon-Craonne. Am 16.4. 1917 stiegen die feindlichen Wellen aus den Gräben.

Heeresbericht:

16.4. 1917: Eine Woche nach dem Beginn der Schlacht bei Arras setzten die Franzosen mit ihrer Offensive an der Aisne und in der Champagne ein. Damit entwickelt sich eine riesenhafte Doppelschlacht von 3 englischen und 3 französischen Armeen gegen 2 deutsche Armeegruppen. Sie reicht von Lens im Artois bis Auberive in der Champagne.

Die erste Schlachthandlung dauert vom 16.-21.4. 1917. Der Deutsche kann sich wehren – aus den Angegriffenen wird der Angreifer – die Offensive der Franzosen zerschlägt sich. Der Franzose hatte 150 000 Mann verloren.

In den französischen Truppen bricht Meuterei aus, die rücksichtslos unterdrückt wird. Die Auffrischung der franz. Divisionen ist ja auch leicht – hinter den feindlichen Fronten winken Lebensmitteldepöt, stets wieder von den Amerikanern aufgefüllt.

Vom 3.-6. Mai hämmert wieder die Schlacht. Wenn auch der Franzose örtliche Erfolge hat – Durchbrechen kann er nicht. Leider haben wir Deutsche auch nicht mehr mit „frischen“ Divisionen die wackeligen französische Linien anzugreifen – sonst wäre es um die französische Front geschehen gewesen. Bei uns können nur noch die Löcher gestopft werden. Die Schlachten rings um Deutschland zehren zu sehr von unserm Mark.

Unser Regiment lag:

15.3.-5.4.1917: An der Aisne

6.4.-7.5. 1917: Doppelschlacht auf den Winterberg und die Craonner Höhen

Heeresbericht

21.7. 1917: Einbrüche in die franz. Stellungen bei Braye und Cerny am Chemin des Dames haben einen vollen Erfolg.

22.7.1917. Am Winterberg bei Craonne werfen brandenburgische und Gardetruppen die Franzosen aus mehreren Grabenlinien zurück und schieben die deutsche Front in 1km-Breite vor.

25.7.-22.10. 1917: Stellungskampf am Chemin des Dames

23.10. 1917: Gefecht bei Chavignon

Heeresbericht

23.10. 1917: Nach mehrtägigen, starkem Feuer gehen die Franzosen auf der 25km breiten Strecke von Vauxaillon bis zur Hochfläche nördlich Paissig mit gewaltigen Massen zum Angriff über, der erste Ansturm, der namentlich zwischen der Ailette und den Höhen von Ostel zu schweren, wechselvollen Nahkämpfen führt, wird restlos abgeschlagen. Erst einem 2. Nach heftiger Feuervorbereitung geführten und durch frische Kräfte unterstützten Vorstoß gelingt es, bis auf Allemant und Chavignon vorzudringen. Dadurch wurden die dazwischen liegenden Stellungen unhaltbar und müssen dem Feind überlassen werden.

24.10.-2.11. 1917: Nachhutkämpfe südlich der Ailette.

Heeresbericht

25.10. 1917: Auch bei Chavignon werden unsere Linien planmäßig hinter den Kanal zurückgelegt.

2.11. 1917: Ohne vom Feinde bemerkt oder gestört zu werden, verlegen wir unsere Kampflinien vom Chemin des Dames zurück.

3.11.-19.11. 1917: Stellungskämpfe nördlich der Ailette

Während dieser Kämpfe war ich Fahrer. Ich lag bei der Bagage und mußte aus Orgeval, Coucy les Eppes, Mauregny, Sisanne Futter für die Tiere holen. Während die fechtende Truppe bei Chavignon in Stellung lag, mußte ich jede Nacht 2 Touren mit dem Wagen, beladen mit Stollenhölzern usw, von Urcal in Stellung fahren. Wir lagen sonst in Nouvion und Laval. Auf dem Wagen hatten wir einen Begleitmann. In jeder Nacht gerieten wir in heftige Feuerüberfälle. In einer solchen Nacht verdrückte sich mein Begleitmann und ich war in dem Tumult mit Pferd und Wagen allein.

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Frontforløb Cambrai

Vom Chemin des Dames sollten wir in eine ruhige Stellung vor Cambrai – und kamen gerade in den tollsten Hexenkessel hinein. Am 20.11.17 griff der Engländer um 730 morgens mit 12 Divisionen Infanterie, 2 Kavalleriekorps, 300 Tanks und den Fliegergeschwadern von 3 Armeen an. Art. Feuer ging nicht als Trommelfeuer voraus. Beim Angriff entluden sich die engl. Art. und Minenwerfer Batterien mit einem Schlag. Es war eine vollständige Überraschung. 30 Tankgeschwader führten den Sturm. Sie zermalmten die Drahthindernisse, überquerten die Gräben, rollten Schützenlinien auf, begruben Maschinengewehre unter sich, zerbrachen Bäume und Zäune und erschienen weit hinter unseren Fronten. Die englische 3. Armee ist auf einer Breite von 12km 8km tief in unsere Linien eingedrungen.

20.11.-29.11.17 Tankschlacht bei Cambrai.

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Frontforløb Cambrai

Am 30.11. haben wir uns aufgerafft. Mit neuen Divisionen wird der Feind, der immer noch seine Angriffsschlacht fortführen will, aus dem gewonnenen Gelände herausgeworfen.

30.11.-7.12.17 Angriffsschlacht bei Cambrai.

Herresbericht

20.11. 1917: Vor Cambrai gehen unsere Truppen zum Gegenangriff über. Dabei wird den Engl. der größte Teil des in zehn Schlachttagen eroberten Gewinnes, den sie als den größten Sieg des Krieges an der Westfront darstellten, wieder entrissen.

Es wurden erbeutet: 9000 Engländer, 148 Geschütze, 716 MG und viele Lebensmittel.

Am ersten Neujahrstag 1918 machten wir in bitterster Kälte einen langen Marsch und wurden dann mit der Bahn an die belgische Grenze gebracht. Wir lagen in Fourmes in Ruhe. Von hier aus hatte ich 14 Tage Heimaturlaub. Ich kam zum Regiment zurück und wurde dann am 4.3.1918 von Flaumont bei Avesnes aus von der Feldtruppe entlassen.

Am 7.3.18-18.3.18 gehörte ich zur 2. KP. Ers. Batl, Fus. Rgt. 86 und machte Wacht und Arbeitsdienst in der Kaserne. Vom 28.3.-25.4.18 zur Garnisionkp. 4. Ers. 86. Die Untersuchung am 20.3.18 besagte, daß ich dauernd als garnisionsdienstfähig im Felde gelten sollte. Am 25.4.18 wurde ich bis zum 31.7.18 zur <Bearbeitung meines eigenen Betriebes zurückgestellt. Ich bin aber nicht wieder eingezogen und so war für mich der 25.4.18 der Abschied vom Heer.

 

26.8. 1915. 2. Rekr. Depot I. Ers. Btl. Inf. Rgt. V. Manstein kr. 84 – Schleswig

11.2. 1916: 3. Ers. U.M.Kp. Flensburg

31.3.1916:  M.G Lehrkursus Döbnitz

3.5.1916:  2. M.G K 3. Garde Rgt. zu Fuß

7.3. 1918: 2. Kp. Ers. Btl. Füs. Rgt. 86 Flensburg

18.3. 1918: Garnisonkp. 4. Ers. 86 Flensburg

25.4. 1918: entlassen.

Gefechte

3.5.-22.7. 1916: Stellungskp. Roye-Noyon, bei Avricourt

23.7.-5.9. 1916: Schlacht a. d. Somme.

12.9.-27.10. 1916: Stellkp. Roye-Noyon, bei Avircourt

1.11.-26.11. 1916: Schlacht a. d. Somme

15.3.-5.4. 1917: Stellkp. an der Aisne

6.4.-1.5. 1917: Doppelschlacht an der Aisne u. i. d. Champagne

8.5.-18.7. 1917: Stellungskampf am Chemin des Dames

19.7.-24.7. 1917: Sturm a. d. Nordabhang des Winterberges und Kämpfe auf den Craonner Höhen

25.7.-22.10. 1917: Stellkp. am Chemin des Dames

23.10. 1917: Gefecht bei Charignon

24.10.-2.11. 1917: Stellkp. an der südlichen Seite der Ailette.

3.11.-19.11. 1917: Stellkp. nördlich der Ailette.

20.11.-29.11. 1917: Tankschlacht bei Cambrai

30.11.-7.12. 1917: Angriffsschlacht bei Cambrai

Peter Hansen.

Fra: Berg, Olof: Klein Wiehe 1914-1918

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