Thimsen, Peter (1870-)

Senest ændret den 21. oktober 2016 11:14

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Peter Thimsen (f. 10.2.1870)

Ich habe aktiv gedient. Am 8.11.1889 wurde ich als Ersatz Rekrut eingezogen und wurde bei der 4. Kompagnie, Füsilier Regiment Königin, Schleswig Holsteinisches, No 86 eingestellt.

Am 17.10.1890 wurde ich zum Gefreiten ernannt. Eigentlich war für die Infanterie damals eine dreijährige Dienstzeit; wer sich aber gut geführt hatte und seinen Dienst verstand, wurde nach zweijähriger Dienstzeit zur Division des Regimentes beurlaubt. Diese Beurlaubung bekam ich am 14. September 1891 mit dem (nachdem ich während der 2 Jahre Dienstzeit mit dem Gewehr 88 mich in die 1. Schießklasse geschossen und eine Ausbildung als Krankenträger erhalten hatte) Befähigungszeugnis:

Eignet sich zum Reserve-Unteroffizier.

Vom 9. Bis zum 23. Juli 1895 war ich zur Reserve Übg bei der 13. Kp. Füsilier Rgt Königin, No 86, einberufen. Am 30.4.1897 trat ich zum Landwehr 1. Aufgebot über. Vom 25.9. bis zum 8.10.1901 mußte ich bei der 1. Landwehr, Übungskomp. Füsilier Rgt. Königin, No 86, meiner Landübungspflicht genügen.

Als der Krieg ausbrach, hatte ich mich des Landsturmaufrufs zufolge am 27.8.1914 in Flensburg zu stellen. Wir gehörten der 3. Kompagnie des Landsturm Infanterie Bataillons 4, Flensburg, an. Es waren für mich nicht alle Bekleidungsstücke vorhanden, und so waren wir halb in Zivil Landsturm Soldaten.

Untergebracht wurden wir in Bürgerquartieren. Dienst wurde garnicht gemacht. Nur hatten wir uns täglich bei unserem Komp. Büro, es lag im Museum, auf unserem Dienstplatz zu melden.

Von 1.10.1914 bis 1.2.1915 wurde unsere Landsturmtruppe zur Bewachung der Rendsburger Brücken verwendet.

Die 2. Komp. bewachte die Drehbrücke.

Die 3. Komp stellte an der Hochbrücke die Wachen.

Die 4. Komp. stellte Pendelwachen, die beim Befahren der Hochbrücke die Abteile überwachte. Sie hatten dafür zu sorgen, daß Niemanden sich von seinem Platze erhob oder durch die verhängten Fenster nach draußen sah. (Schutz vor Bombenwurf).

Die Wachen unserer Komp, der dritten, standen an und auf der Hochbrücke. Den südlichen und nördlichen Brückenkopf bewachten eine Maschinengewehrabteilung vom Regiment 163, Neumünster.

Wir hatten die Pfeiler der Hochbrücke unter unserer Hut. Im Ganzen bestanden 7 Wachen, die je mit 28 Mann belegt waren. Jede Wache hatte 6 Pfeiler zu bewachen und eine jegliche Annäherung zu verhindern. Am Pfeiler direkt am Kanal stand ein Posten, der den Schlüssel zum Aufgang zur Brücke bei sich trug. Nur über diesen Weg durfte die Brücke betreten werden.

Dieser Befehl wurde einem Leutnant der 163’er zum Verhängnis. Er hatte wohl einen zuviel getrunken und kletterte den Damm herauf. Laut Instruktion hatte der Posten dreimal anzurufen und zu schießen. Den Schuß quittierte der Leutnant mit den Worten: Ihr könnt ja nicht treffen, ihr verfluchten Landsturmhunde. Dieser Ausruf soll ihn die Front gekostet haben.

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Neustadt i Holsten
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Neustadt i Holsten

In Rendsburg wurden wir abgelöst und kamen zur Küstenbewachung an die Neustädter Bucht. Die Bataillone wurden in Lütjenburg, Neustadt und Heiligenhafen stationiert. Unser Kompagnie Büro lag in Travemünde. Die Wachen lagen in Scharbeutz, wo ich lag, in Wiendorf, Timmendorferstrand und in Haffkrug. Wir hatten rein nichts zu tun, als daß wir als Pendelpatrouille am Strande spazieren gingen.

Der Dienst wurde garnicht streng genommen. Im Gegenteil, die Vorgesetzten machten feste mit. Einmal hatte der Sohn von Pastor Rönnau (____) als Unteroffizier Wache. Anstatt nun daß die Wachen ihren Patrouillengang machten, saßen wir alle warm beim Skat. Um 1 Uhr kam der Vizefeldwebel Carlsen zum Revidieren und kein Mensch war auf Posten. Er nahm aber daran keinen Anstoß, schrieb ins Wachtbuch: Pendelwache in Ordnung – setzte sich hin und spielte den Skat mit.

In der Nähe des Wachtlokals lag das Wilheminenbad. Dabei lag ein großer Besitz, welcher einem gewissen Schramm gehörte.

Mittags um 1 Uhr zog der erste Posten auf Wache. Aber als seine Wachzeit um war, kam er nicht wieder. Nur ging es um 7 Uhr abends. So langsam leerte sich das Wachtlokal. Um 12 Uhr saß der Unteroffizier alleine.

Und wo war die Wache geblieben? Wenn die Postenzeit um war, hatte sich alles nach Wilhelminenbad verfügt. Da saß der große Bauer Schramm mitten unter der Wache. Es gab Bier und Wein. Es entstand eine allgemeine Fröhlichkeit und keinen zog es zur Wache zurück. Das Wachlokal lag einsam und verlassen. Wir sind auch garnicht auf die Wache zurückgekommen. Am nächsten Mittag schlichen wir uns alle in unsere Quartiere.

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Ein andermal kam der Offizier-Stellvertreter zum Revidieren. Er war an diesem Tage befördert worden. Da sprang ich vor und gratulierte im Namen der Wache. Er dankte mit einem Faß Bier und sagte: Ein Hundsfott, der heute Nacht am Strande geht.

Einmal machte eine Schule für junge Mädchen aus Malente-Gremsmühlen einen Ausflug nach Neustadt. Von hier sollte es per Motorboot nach Lübeck weitergehen. Unterwegs wurde eine Landung gemacht.

Die Mädels zogen sich sofort in den Strandkörben aus und badeten. Ich ging gerade Patrouille. Da ertönte ein Hilfegeschrei. Zwei Mädchen konnten nicht weiter. Ich warf sofort die Flinte weg und stürzte ins Wasser. Bis an den Hals, so tief mußte ich waten. Das eine Mädchen hatte einen Beinkrampf und das andere Mädchen konnte sie nocht mehr halten.

Ich schleppte sie sofort ans Land, wo sie vom herbeigeholten Badearzt in Empfang genommen wurde. Sechs Mann der Wache trugen sie ins Hôtel, wo sie sich dann auch schnell erholte. 2 Stunden später wurde ich ins Hotel geholt, wo sich das Mädchen bei mir bedankte und mir unbedingt ein Geschenk für die Lebensrettung geben wollte.

Da ich ja aber nicht in Lebensgefahr mich befunden hatte, so lehnte ich es ab. Sie wollte aber doch ihren Dank beweisen und stiftete für die Wache ein Faß Bier.

Alle halbe Jahr erfolgte eine Ablösung mit den anderen Kompagnien des Bataillös, welche in Eutin in der Kaserne lagen. Dort hatten wir strengen Exerzierdienst. Trotzdem kamen lustige Sachen vor.

Hier in Eutin kamen wir aus der blauen Litevka-Uniform heraus und erhielten feldgraue Uniform. Zu der Komp. war ein junger, kleiner Offizier-Stellvertreter aus der Front zum Dienst kommandiert. Er hieß wegen seiner Kleinheit nur: De lütte Jack un Büx. Er trat sehr kommissig auf. Beim Appel in der feldgrauen Uniform fragte er nach dem Taschentuch. Wo er auch fragte bekam er zur Antwort: Ich habe keines geliefert bekommen. Der Offizier-Stellvertreter ereiferte sich immer mehr und sagte: Zu einer Uniform gehört doch ein reines Taschentuch. Da antwortete ihm einer: Ich gebrauch kein Taschentuch, ich mach es so, – und dabei wischte er sich mit dem Ärmel die Nase.

Mit dem Urlaub war es so eine Sache. Es ging nicht immer nach der Notwendigkeit. Manchmal entschied auch eine stehengelassene volle Zigarrenkiste. So machte es ein Kamerad. Es ließ sich dann und wann eine Kiste schicken. Im Kompagniebüro bestätigte er den Empfang, packte die Kiste aus und vergaß sie dann. Das lohte sich, denn er bekam recht oft Urlaub.

Bei mir zuhaus stand es nicht gut. Meine Knechte wurden nacheinander eingezogen. Meine Frau stand alleine im Betrieb, sie mußte selbst Mist fahren, und dazu hingen ihr die Kinder an der Schürze. Ich ging auf die Schreibstube und bat über die Ostertage um Urlaub, um meiner Frau zu helfen. Ich fuhr aber schlecht ab, denn der Feldwebel verweigerte den Urlaub und wies mich aus der Stube. Da hielt ich mich nicht länger und sagte: Ich kann mir auch keine Kisten Zigarren schicken und dann in der Schreibstube stehen lassen, sonst wäre es leichter Urlaub zu bekommen. – und damit war ich aus der Stube raus.

Dem Feldwebel war wohl doch ein wenig angst geworden. Nach zwei Stunden rief mich eine Ordonanz. Nun war der Feldwebel überfreundlich und meinte: genügen 8 Tage? Jetzt ist die Uhr ½4, wenn Sie sich beeilen, so erreichen Sie noch den Zug 520.

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In Eutin kam auch einmal der Befehl: Alle, die in ihrer aktiven Dienstzeit als Krankenträger worden waren, sollten in Heiligenhafen einen Krankenträgerkursus durchmachen.

50 Mann wurden zu diesem Kursus befohlen, ich mit. Nach 4 Wochen Kursus waren wir fertig. Da bekam ich 4 Wochen Urlaub, denn ich war vom Amtsvorsteher, Lorenz Hansen, Kleinwiehe, für die Zeit von 4 Wochen zur Bewirtschaftung meines Betriebes reklamiert.

Als ich wieder nach Eutin kam, da waren meine Kursuskameraden schon in Rußland. Und von ihnen sind noch viele gefallen und haben niemals ihre Heimat wiedergesehen.

Unser Landsturmbataillon wurde gesiebt. Die ganze Welt stand nun gegen unser Vaterland. Da wurde jeder Arm gebraucht, auch wenn er einem alten Landstürmer gehörte. In dem Ldst. Batl. waren die gedienten Jahrgänge 1869-1875. Die jüngeren Jahrgänge 1872-1875 wurden herausgezogen und kamen in die Rußlandfront, um dort Truppen für die Menschenmühle „Westen“, „Verdun“ frei zu machen.

Ich hatte nicht die Absicht so am Kriege teilzunehmen. Darum suchte ich nach einem Ausweg. Da besann ich mich auf eine Knieverletzung aus meiner Friedensdienstzeit. Ich fing an kräftig an zu hinken. Das fiel bald auf. Ich wurde befragt und meldete mich krank. Diese Krankmeldung erbrachte später den Befund: chronische Kniegelenksentzündung links: dauernd garnisiondienst verwendungsfähig in der Heimat (d. g. v. H).

Am 25.1.1916 wurde ich zum 24. Landsturm Infanterie Ersatz Btl. VII A K Münster in Flensburg versetzt. (Verfügung stells. 81. Inf. Brig. Vom 22.1.1916). Am 16.2.1918 bekam die Komp. durch Verfügung des Stellv. G. K. IX AK vom 31.3.18 die neue Bezeichnung: 7. Komp, 1. Lanstrum Infanterie Ersatz Bataillon, Altona IX /43 in Flensburg,

Ich war zu dieser Formation mit der außdrücklichen Verfügung gekommen, nur in der Heimat verwendet werden zu dürfen. Ich kam sofort als Wachtmann nach Kleinwiehe. Die Bewachung der Russen hatten Peter Franzen und ich. Diese Russen wurden zur Bearbeitung des Landes verwendet. Wo die Männer eingezogen waren, hatte man das Recht auf eine russische Hilfskraft. Auf meinem Besitz hatte ich zeitweise zwei Russen in Arbeit.

Für denselben Fluchtversuch eines Russen bekamen Peter Franzen und ich 6 Tage Arrest. In einer bitterkalten Zeit, vom 19.-24. Dezember 1917 hatte ich meine Strafe in Jarplund abzusitzen. An sich war die Arreststrafe nicht so schlimm. Ich stand mich bei dem Unteroffizier der Wache sehr gut. Er erlaubte, daß zwei alte Soldatenkameraden aus der Friedenszeit, die bei Jarplund ihre Besitze haben, Jens Jessen und Andreas Andresen, mir jeden Abend ein gutes Abendessen brachten. Jeden Abend um 10 Uhr, wenn das Lager geschlossen war, ließ mich der Unteroffizier mich aus meiner Zelle heraus. Wir saßen dann alle im warmen Wachtlokal bei Zigarren und Bier – und ich labte mich außerdem an gutem Essen. Um 1 Uhr mußte ich in die Zelle zurück. Der Unteroffizier gab mir aber bald einige Extradecken, sodaß ich nicht mehr so sehr frieren brauchte.

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In einer Nacht kam ein Offizier, der die Wache und das Arrestlokal revidierte. Ich wußte aus meiner aktiven Dienstzeit sehr genau, daß ich mich zu melden hatte. Ich wußte auch, wie ich es machen mußte. Ich blieb aber mit Absicht liegen.

Der Offizier rief mich an: Wollen Sie nicht aufstehen? Da mußte ich heraus und ich stellte mich stramm hin. Der Offizier: Wollen Sie nicht melden? Ich: Ich habe nichts zu melden. Ich bin in meiner aktiven Dienstzeit nicht bestraft worden. Hier bin ich nicht instruiert, wie ich mich zu verhalten habe.

Offizier zum Unteroffizier: Haben Sie den Mann nicht instruiert?

Der Unteroffizier (verlegen): Nein.

Da mußte mir der Offizier Recht geben; der Unteroffizier bekam aber seinen Anschnauzer.

Am Mittag wurde ich aus dem Arrest entlassen. Von meinen Friedensfreunden in Jarplund bekam ich ein gutes Mittagessen.

Von Haus aus wurde ich per Pferd und Wagen abgeholt.

Die Revolution brach über Deutschland herein. Unser Landsturm Bataillon wurde laut Demobilisierugsbefehl am 17.12.1918 aufgelöst. Wir wurden am 17.12.1918 vom Bezirkskommando Flensburg in die Heimat entlassen.

Der Krieg war für mich aus.

8.11.1889-14.9.1891: FüsIlier Regt. Königin, 86, 4. Komp

9.7.1895-23.7.1895: Reserve Übg.       “        “      13. Komp.

25.9.1901-8.10.1901: Landwehr Übg.       “        “   1. Landw. Kp.

27.8.1914-25.1.1916: Landsturm Inf. Batl. 4, Flensburg, 3. Komp.

25.1.1916-16.2.1918: 24. Landsturm Inf. Ers. Batl. VII, AK, a Komp., Münster

16.2.1918-16.12.1918: II. Landst. Inf. Ers. Batl. Flensburg IX 45   /. Komp.

Beförderungen:

17.10.1890        Gefreiter

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Fra: Olof Berg: Klein Wiehe / Lille Vi 1914-1918

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Sønderjyderne og Den store krig 1914 – 1918