Richtsen, Peter (1878-)

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Peter Thomas Richtsen 29.1.1878-?

Ich habe vom 14.10.1898-17.9.1900 aktiv als Ers. Rekrut in der 9. Komp. Inf. Regt. von Manstein No. 84 in Schleswig gedient.

Zur Landwehr  1. Aufgebots wurde ich am 1.4.1906 und zum 2. Aufgebot am 12.4.1911 geschrieben. An Friedensübungen mußte ich mitmachen: beim Res. Inf. Rgt. 90 in Lockstedter Lager vom 27.9. – 10.10.1905; beim Füsilier Regt. Königin 86 in Flensburg vom 3. – 16.6.1909.

Meine Kriegsbeorderung rief mich am 4. Mobilmachungstag in Heer. Ich hatte mich am 6.8. 1914 vormittags 11 Uhr in der Duburg-Kaserne, Flensburg,  zu stellen. Wir wurden eingekleidet und kamen in Bürgerquartiere. Ich lag oben in der Friesischen Straße, neben dem Café Handewitt.

Nach 8 Tagen, am 13.8. 1914 gings zur Bahn nach Schleswig. Wir wurden dem Landwehr Inf. Regt. 84 (LIR84) zugeteilt. Ich kam ins 3. Batl. in die 9. Komp. Unser Quartier war in der Schule gleich am Bahnhof.

Von Schleswig kamen wir nach Ellingstedt bei  Hollingstedt, am Dannewerk. 8 Tage lag ich bei dem Landmann Franz Bohlmann. Wir sollten wieder marschieren lernen – und jeden Tag lernten die Beine wieder laufen. Hauptsächlich gings nach Groß Dannewerk.

Dann standen wir plötzlich wieder auf dem Bahnhof in Schleswig und warteten auf den Abtransport. Es ging über Kleinen in Mecklenburg nach Osten.

Der Russe war in Ostpreußen eingebrochen. Unter General von Hindenburg kam der Aufmarsch.

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Foto:: Bahnhof Kleinen

In Besellen wurden wir ausgeladen und dann ging es gleich von der Bahn weg im Eilmarsch nach Hohenstein-Tannenberg.

Heeresbericht

28.8. 1914: Nach dreitägiger erbitteter Schlacht zwischen Gilgenburg und  und Ortelsburg erringen unsere Truppen in Ostpreußen unter General von  Hindenburg einen großen Sieg über die russische Narew-Armee.

31.8. 1914: 92.000 Gefangene, darunter 3 Generäle und 400 Offiziere, zahlreiche Geschütze und Feldzeichen. Die gesamte Artillerie ist vernichtet. 100.000 Russen kamen in der Schlacht um.

In der Zeitschrift “Die Heimat” erzählt Gustav Friedrich Meyer Ldw. 84 I, 4 Kp.: Das Rgt. hatte an der Einkreisung und am Sturm auf Hohenstein teilgenommen.

Nun lag es vor der verwüsteten Stadt. Da kommt der Kommandeur geritten und dankt seinen Leuten. Und mit einem Male steigt unser Lied zum Himmel empor: Schleswig Holstein meerumschlungen.

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Tannenberg 1914
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Feldpost-Correspondenzkarte til Frau Emma Richtsen, Kl. Wiehe
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Lange marcher: Warschau-Skierniwice-Lodz
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Noworadomsk

Euer Kaiser und König läßt euch sagen, daß er zu euch gekommen ist, um euch für das zu danken, was ihr in harten Kämpfen gegen einen an Zahl überlegenen Feind geleistet habt, um auch die Grüße eurer Kameraden vom westlichen Kriegsschauplatz zu bringen, die auch danken, daß ihr hier unsere Heimat verteidigt, während sie die deutschen Fahnen siegreich bis weit in die feindlichen Lande getragen haben. Euer Kaiser dankt euch! Unser Kaiser weiß, daß wir auch weiter unsere Schuldigkeit tun werden. Er soll sich nicht in uns geirrt haben.

gez. von Jacobi, General der Infanterie

An die Schleswig Holsteinische Landwehr im Osten.

12.-13.9. 1914 Märsche nach Janow (siehe umseitige Karte).

12.10.-19.10. 1914 Broinow

Die erste Post ist da ! Viele Briefe und auch ein Paket vom Kriegerverein mit 10 Zigarren, Zigaretten, 1 Tafel Schokolade, 1 Schachtel Pfefferminzbonbon.

Am 10.10. 1914 hatten wir ein Gefecht vor und hinter Broinow. Da sind zirka 3000 Russen, 43 Offiziere gefangen genommen worden. Wir und die 11. Kp. Hatten das Glück die Gefangenen nach Skernierwitze zu bringen. Da gingen ja mal wieder 6 Tage damit hin.

Unser Vormarsch nach Warschau war abgebremst und wir mußten zurück.

22.10.1914 Gefecht bei Suliszew. Aus einem Brief vom 1.11. 1914 daß wir zu Weihnachten zu Hause sind, dazu sind schlechte Aussichten. Wir ziehen uns wieder nach der deutschen Grenze zurück. Am 19.10. am Abend zogen wir uns wieder aus Broinow zurück.

Zu der Zeit vom 19-27.10. 1914 haben wir nicht viel erlebt, und man muß sich wundern, daß man noch lebt. Also: am Abend den 19.10. 1914 gingen wir aus Broinow weg und marschierten die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Morgen kamen wir dann in eine Stadt, wie sie heißt weiß ich nicht. (Grodszisk).

Da lagen wir dann bis zum nächsten Morgen. Aber die Russen waren gleich hinter uns her. Dann haben wir wieder marschiert bis abends. Da kamen wir in ein Dorf. Da erhielt unser Bataillon dann den Auftrag, das Dorf unbedingt so lange zu halten, bis das 17. AK uns ablöse. Die Nacht hindurch ließen sie uns in Ruhe.

Aber am nächsten Morgen, bei Tagesanbruch, waren die Russen auch schon da. Ja, wir waren kaum aus unserem Strohlager heraus – ich war gerade im Begriff meine Stiefel anzuziehen – da wurden wir von unserer Feldwache alarmiert. Gleich gings los, ohne Kaffee, in die Schützenlinie hinein. Da lagen wir dann im Gefecht bis zum Nachmittag um 3 Uhr, denn das 17. AK kam nicht heran.

Inzwischen ließ unsere Artillerie sich was merken. Sie schoß aber viel zu kurz. So hatten wir Feuer von vorn und von hinten. Unsere Artillerie bekam Nachricht, und so stellten sie ihr Feuer ein. Na, endlich wurde dann der Rückzug befohlen.

Das war erst eine brenzliche Sache, denn wir mußten uns über ein großes ebenes Feld zurückziehen. Und die russische Artillerie schoß immer feste  hinter uns her. Ich habe nicht gedacht, daß ich mit dem Leben davonkam. Vor und hinter uns links und rechts platzten die Schrapnells. Aber zuletzt gelangten wir hinter eine Anhöhe, wo wir dann in Deckung kamen. Da wurde “Halt” gemacht. Das Bataillon sammelte sich wieder.

Dann wurde der Rückmarsch angetreten, bis spät in die Nacht. Wir kamen in ein Dorf in Quartier. Da lagen wir 2 Tage und 2 Nächte in Bereitschaftsstellung. Abends gegen 5 Uhr gings dann weiter zurück.

Sehr spät in der Nacht kamen wir wieder in ein Dorf, wo wir bis zum nächsten Abend lagen. Den Bewohnern wurde befohlen ihre Habseligkeiten in Sicherheit zu bringen, denn das Dorf sollte abgebrannt werden, um ein gutes Schußfeld zu bekommen, im Falle daß der Russe kam.

Am Abend gingen wir in den Schützengraben und das Dorf wurde angesteckt. Bei Tagesanbruch ging das Geknatter auch schon los. Der Kanonendonner wurde immer mehr. Da lagen wir denn 2 Tage und 2 Nächte im Schützengraben, dann in der Nacht tobte das Gefecht am meisten.

Am 2. Tag, den 26.10. 1914 abends gegen 11 Uhr wurde befohlen, daß wir uns wieder zurückziehen sollten. Die neunte Komp. blieb als Nachhut. Wir waren natürlich wieder die Dummen dabei.

Als wir den Schützengraben dem Ausgange zu entlangliefen und in der Mitte ankamen, wurden wir dort von russischem MG-Feuer empfangen, daß an eine Rettung kaum  mehr zu denken war. Die halbe Komp. war schon glücklich raus. Wir saßen noch mit 70 Mann im Graben.

Nun  war guter Rat teuer. Aber wir verhielten uns ganz ruhig und gaben keinen Schuß ab. So nach einer  viertel Stunde stellten sie das Feuern ein. Es fielen nur dann und wann wenige Gewehrschüsse. Nun verschwanden wir schleunigst aus dem Graben. So kamen wir noch alle glücklich davon. Aber wo war die andere Hälfte der Kompagnie? Kein Mensch hatte eine Ahnung.

Wir versammelten uns wieder und marschierten unter Führung eines Vizefeldwebels die ganze Nacht hindurch. Am nächsten Morgen kamen wir in die Stadt Kouszki. Da waren unsere Eisenbahner damit beschäftigt den Bahnhof und die Schienen zu sprengen. Wir sind dann mit der Bahn nach Petrykozy gefahren. Da blieben wir die Nacht über und marschierten am anderen Morgen weiter. Am Abend trafen wir dann mit der anderen  Hälfte der Komp. wieder zusammen und alles war wieder in Ordnung.

Heeresbericht:

27.10. 1914: Infolge der in den letzten Tagen auf der  Linie Novo Giorgiewsk (=Nowogeorgiewsk)-Warschau-Iwangorod eingetroffenen ungeheure russischen Verstärkungen entschließt sich die Heeresleitung der Verbündeten zu einem strategischem Rückzug. Die Loslösung vom Feinde erfolgt ohne Schwierigkeiten u. Verlusten. Die sämtlichen Eisenbahnen und Verkehrswege wurden gründlichst zerstört, so daß der nur zögernd nachstoßende Feind ohne jede Kunde von der nunmehr sich vollziehenden Umgruppierung der Streitkräfte bleibt.

17.11.1914-21.11. 1914: Rybno-Czenstochau

Heeresbericht:

19.11. 1914: Im Raume östl. Czenstochau, in dem tags zuvor 7.000 Russen gefangen u. 18 MG nebst mehreren Geschützen genommen worden sind, gehenösterreichisch – ungarische und deutsche Truppen vor.

21.11. 1914: Östlich von Czenstochau gewinnen die Verbündeten weiter Boden.

Aus einem Brief vom 28.11. 1914:

Am 21.11. 1914 nachmittags 3 Uhr machten wir einen Sturmangriff auf die russischen Stellungen. Es verlief glücklich für uns. Wir machten zirka 150 Gefangene. Seitdem sind wir Reserve Division.

Am 27.11. lagen wir im Schützengraben. Am morgen haben wir sonst exerzieren, 2 Stunden lang.

Des nachts müssen wir bös frieren, denn wir schlafen in einer großen Scheune – und das ist nichts mehr.

Heute erhielten wir von der Komp.: 1 Hemd, 1 Unterhose, 1 Halbbinde, 2 Paar Strümpfe, Ohrwärmer, Pulswärmer, einige Hemden, Unterhosen, Tabak, Zigarren, Zigaretten, Schokolade, Bouillon und sonstige Kleinigkeiten. Die Liebesgaben stammten aus der  Gegend von Süderbrarup.

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Foto: Peter Richtsen
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Czestochowa – III. Aleja
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Czenstochau – Sinagoge

9.12. – 12.12. 1914: Cykarzew

30.12. -31.12. 1914: Lupuzno

Brief 1.1. 1915:

Der letzte Tag im Jahr war kein schöner Tag für uns, denn wir wären beinahe von den Russen gefangen genommen worden. Aber es ging noch einmal gut.

Einige mußten doch da bleiben: 13 Mann, 3 Unteroffiziere, 1 Feldwebel-Leutnant. Aber dabei läßt sich nichts machen. Vorher nehmen wir den Russen 1100 Mann weg.

Wir haben seit einigen Tagen starkes Frostwetter und heute Schneetreiben.

Hoffentlich ist der Krieg bald zu Ende. Heute hatten wir Gottesdienst in einer katholischen Kirche. Die war inwendig sehr schön. An jeder Seite standen 4 Fahnen. Aber was die bedeuteten weiß ich nicht. Die Läuse nehmen nun überhand.

Brief 14.1. 1915:

Wir liegen im Dorf Skompa. Tagsüber reparieren  wir Wege. Das ist besser als ein Schützengraben. Du meinst, ob ich nicht irgendeinen Posten kriegen könnte ?! Das ist nicht so einfach, denn es gibt Drückeberger genug ohne mich. Und ich will mich an keine Stellen randrängen. Als Krankenträger ist es erst recht kein guter Posten. Ich denke, ich habe die ganze Zeit mitgemacht, so kann, so Gott es will, ich auch noch weiter mitmachen. Ich muß Schluß machen, denn das Licht geht aus und Licht ist ein rarer Artikel. Wenn du eins übrig hast, so schick es mir.

Brief 28.1. 1915:

Wir liegen zurück in Reseerve in Slupia. Gestern haben wir Kaisers Geburtstag gefeiert. Da haben wir Paradeaufstellung genommen und einen Parademarsch gemacht. Eine Musikkapelle war auch da. Sie bestand aus einer Handharmonika, 3 Mundharmonikas, Trommeln und Flöten. Die war fein. Wir erhielten pro Mann 1/2 Flasche Rotwein, 4 Zigarren, 4 Zigaretten, etwas Butter und ein kleines Stück Käse. Dazu gab es Hamburger Liebesgaben: Zigarren, Zigaretten, Kuchen, 1 Stück Waschseife, Schreibpapier und sonstige Kleinigkeiten. Ich glaube der Krieg geht bald zu Ende. Neulich waren die Herren aus den neutralen Staaten hier und haben sich die Lage angesehen.

Brief 6.2. 1915:

Es wird immer kälter und wir müssen wieder in den Schützengraben. 24 Stunden liegen wir im Graben und 48 Stunden im Quartier. Hier ist nicht viel los. Wir schießen nicht und der Russe schießt auch nicht. Wir liegen hier und sollen nur aufpassen daß er nicht durchbricht. Unser Quartier heißt Pijanow. Die Quartiere werden immer schlechter. Wir wohnen jetzt in Erdlöchern. Aber es ist doch nicht schlimm. In der Höhle ist ein Ofen. Es liegen auch viele Familien im Wald. Die haben sich da mit ihrem Hab´ und Gut eingegraben. Ach die armen Kinder, was die zu leiden haben, denn zu essen und zu trinken haben sie nicht viel.

Meine Frau gab ihr letztes Goldgeld hin um mir Urlaub zu verschaffen. Der Hauptmann Johannsen, unser Bataillonsführer, schrieb aber: Urlaub gibt es nicht im Kriege, aber der Friede kommt doch schließlich auch einmal.

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LIR84, gruppebillede. Bivuak.

7.2. – 5.3. 1915: Stellungskampf östlich der Pilica

6.3. – 22.3. 1915: Lupuzno

2.4. – 30.4. 1915: Stellungskampf bei Studzienice

Nachmittags gegen 5 Uhr verließen wir das Städtchen Czernow unter klingendem Spiel der Kapelle der 35. Artillerie. Sie spielten: Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus.

Es war nicht verlautbart worden, wohin der Transport gehen sollte. Nachts gegen 1 Uhr kamen wir in das Dorf Nowaradon, wo wir Quartier bezogen.

Am nächsten Mittag ging es weiter zum nächsten Bahnhof. Gegen Abend wurden wir verladen. Die Bahnfahrt nach den Karpaten war einzig schön, wenn nicht der Gedanke an bevorstehende Kämpfe das Bild getrübt hätten. Der Zug schlängelte sich im Tal an den steilen Sandsteinbergen entlang. An der einen Seite das herrlich blühende Tal, an der anderen Seite die schroffen steilen Berge mit dem ewigen Schneekuppen.

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Postkort: Tatra

Am 4. Mai 1915 erreichten wir den Bestimmungsort, den Bahnhof Hamonna. Dort wurde das Bataillon in einem österreichischen Barackenlager untergebracht. Wir wurden von den Östereichern verpflegt. Es gab Brot aus Mais gebacken. Es sah wohl schön aus, schmeckte aber bitter.

Zwischen Gorlica und Tarnopel (Tarnow) hatten deutsche Truppen am (dato mangler) Mai angegriffen. Erstmalig war die Kampfart der Westfront angewandt worden: Trommelfeuer.

Für uns begann der Vormarsch. Er gestaltete sich in den Bergen sehr schwierig. Die Artillerie mußte mit 6 Pferden das Geschütz ohne Protze fahren. Je Infanterist mußte sich einen Bergstock besorgen.

Sonst wären wir auf den steilen schlüpfrigen Wegen nicht vorwärts gekommen. Der Russe hatte sich in den Bergen stark verschanzt. Eine Stellung lag hinter der anderen.

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Kampe i Galizien

Vom 17. Mai bis zum 9. Juli 1915 dauerten die Kämpfe in Galizien.

17.5. – 12.6. 1915: Kämpfe bei Lutkow(o)  und Tomanowicz

19.6. 1915: Gefecht bei der Giowato-Goro

19.6. 1915: Gefecht bei Staracki

21.6. 1915: Gefecht an der Weresycka (Wereszyca)

27.6. 1915: Gefecht bei Theodorshof

29.6. 1915: Gefecht bei Sielec

30.6. – 9.7. 1915: Krystynopol

Am 14. Juli 1915 ging es wieder übr die Grenze nach Rußland

16.7. – 18.7. 1915: Sturm auf Zaborce und Kämpfe um Zaborce. Bei Zaborce verlor unsere Kompagnie an Toten allein 102 Mann, darunter auch mein Kamerad Andreas Klausen aus Neuholzkrug.

20.7. – 29.7. 1915: Wolka  – Uchansky

30.7. 1915: Wolka – Putnowicka

31.7. 1915: Luszczany

3.8. – 12.8. 1915: Nordwestlich Cholm

13.8. – 17.8. 1915: Wladowa

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Brief vom 13.8. 1915:

Ich habe heute 30 Mark für dich abgeschickt. Du kannst es besser gebrauchen wie ich. Und daß man das Geld in der Tasche mit sich trägt hat auch nicht viel Zweck – und man kann ja keinen Groschen loswerden. Der Russe zieht sich immer weiter zurück – und wir immer hinterher. Wahrscheinlich bis hinter den Bug (=en flod). Ich kann dir sagen, wir sind hier in eine nette Gegend gekommen. Das ist so etwas ähnliches wie eine Wüste. Und der Russe hat auf seinem Rückzug alles zerstört. Am 20. Juni bin ich als Fahrer an die Küche gekommen.

18.8. – 24.8. 1915: Angriff auf Brest – Litowsk

25.8. – 26.8. 1915: Einnahme von Brest – Litowsk

27.8. – 28.8. 1915: Verfolgung auf Kobrye

1.9. -12.9. 1915:: Kämpfe an der Jasjolda – Zehwianka

13.9. – 18.9. 1915: Schlacht von Slomin

19.9. – 24.9. 1915: Kämpfe an der oberen Schtschara – Serwetsch

25.9. –  26.9. 1915: Stellungskämpfean der oberen Schtschara – Serwetsch

20.10. – 22.10. 1915: Kämpfe bei Minitschi, östl. Baronowitschi

28.10.15 – 16.3. 1916: Stellungskämpfe am Oginski Kanal

Wir lagen in Wulka; einmal wurde unsere Küche an die MG Komp. verliehen. Da lagen wir im Walde im Westfalenlager.

Ein Brief vom 15.2. 1916: Heute Morgen, als ich zum Heuholen fuhr, da habe ich zum erstenmal einen Wolf gesehen. Mich ärgerte nachher, daß ich nicht auf ihn geschossen habe; er war höchstens

20 m von mir entfernt. Aber die Pferde standen ja nicht still. Die wären mir durchgegangen. Es war in dieser Stellung sehr sehr kalt. Ich konnte mir bei der Küche aber gut halten. Es ist doch ein besseres Leben als bei der Infanterie im Graben.

Von hier aus fuhr ich auch in Urlaub.

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Brev fra:

Kampfgenossen- u. Krieger-Verein, Grossenwiehe

An unsere braven Krieger !

Liebe Kameraden ! Alle Vereine und Einwohner unseres Amtsbezirks haben durch freiwillige Gaben die Mittel zusammengebracht um Euch zum lieben Weihnachtsfest durch ein kleines Paket zu erfreuen. Unsere Gabe ist freilich nur klein, aber sie kommt aus einem vollen warmen Herzen. Auch haben wir in Eurem Sinn zu handeln geglaubt, wenn wir den größten Teil unserer Mittel dazu verwenden, die bedürftigen Familien von Kameraden zu unterstützen.

Hierbei interessiert es Euch vielleicht zu erfahren, daß in unserem Bezirk durch die Hand des Krieger-

vereins im letzten Jahre an Unterstützungen reichlich 2000 M (Mark) ausgegeben sind.

Liebe Kameraden ! Viele von Euch werden nun schon zum zweiten mal das liebe Weihnachtsfest im

Felde feiern zu müssen. Was  das betrifft, glauben wir Euch nachempfinden zu können. Und doch wollen und müssen wir Gott von ganzem Herzen danken, daß er Euch und unserem lieben Vaterlande bis hierher geholfen hat.

Selbst unsere Feinde müssen ja zugeben, daß wir im letzten Jahre ein großes Stück vorwärts gekommen sind. Nach menschlichem Ermessen sind wir  nicht mehr allzuweit vom völligen Siege.

Möchte der Tag des Friedens doch recht bald kommen.

Bis dahin wollen wir Gott in Gebeten anflehen, daß er Euch auch fernerhin in Kämpfen  beisteht,

und in allen Kriegsgefahren gesund erhält an Leib und Seele.

In diesem Sinne wünscht Euch die Heimat ein friedliches Weihnachtsfest und eine baldige frohe Heimkehr.

Schobüll, dezember 1915

Mit kameradschafltichen Gruß

Im Auftrage   J. Aye

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Warszawa
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Warschau hotel Europejski
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Warschau Kierbedz-Brücke

28.3. – 1.5. 1916: Stellungskämpfe an der oberen Schtschara – Serwetsch  bei Zygame

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Gräber an der Schara Freund und Feind
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Mad, øl og tobak

2.5. – 7.9. 1916: Stellungskämpfe bei Ganzewitschi

8.9. – 12.11. 1916: Stellungskämpfe bei Gorodischtsche

9.11. – 10.11. 1916: Gefecht bei Skrobowa

14.11.16 – 13.12. 1916:: Stellungskampf an der oberen Schtschara – Serwetsch bei Telachany

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Foto: schw. Geschütz in Feuerstellung
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Foto. Haubitzen beim Feuern
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Soldater saver tømmer

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18.12. 1916 – 11.9. 1917: Stellungskampf bei Baranowitschi

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billede til venstre: Aus Baranowitschi ” Haben Sie vielleicht Wäsche schöner Herr ? Bitte brengen Sei ! Wir waschen und plätten sehr säuber !”
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Aus Baranowitschi: Im Teehaus “Wellen Sei vielleicht Zubeißen zu der Tai? Kuchen Semmeln und Keks?”
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Kaiser-Wilhelmstrasse in Baranowitschi
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Russ. Brigadelager Baranowitschi
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Griechisch-kath. und Römisch-kath. Kirche in Wladislawo
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Stimmungsbild aus Szczuczyn
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Lida, Marktplatz mit Panje-Fuhrwerken

12.9.17 – 14.12.17      Stellungskampf am Njemen

15.12.17 – 18.2.18      Waffenruhe, Waffenstillstand im Kampfgebiet vor Baranowitschi

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Russiske krigsfanger

Während des Waffenstillstandes kamen massenhaft deutsche Gefangene nach Baranowitschi. Der Zug fuhr auf  der anderen Seite bis an die deutschen Stellungen. Dann liefen sie durch diese durch und kamen bei uns an.

19.2. 1918 – 22.9. 1918: Kämpfe zur Unterstützung der Ukraine.

Die Ukraine war uns freundlich gesinnt und lieferte Getreide ans ausgehungerte Deutschland. Um diese Lieferungen sicher zu stellen, mußten wir die ukrainischen Truppen gegen die Bolschiwiken unterstützen.

Dann kam ich vom Landwehr Rgt. 84 fort und kam nach  dem Westen. Wir meldeten uns bei der 1. Kp des Feld Rekruten Depots der 103 Inf. Division. Wir lagen da vom 12.10. 1918 – 25.10. 1918.

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Stillingen ved Boromowitsch 18.12. 1916 – 11.9. 1917.
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Stellungskämpfe obere Schtschara – Serwetsch (Goroditschi)

Vom Rekruten Depot kam ich zur 9 Komp. des Inf.Regt. Graf Werder, 4. Rheinische No. 30 (Garnison Saarloui) welches augenblicklich in Guisa in Belgien lag. Ich war 2 Tg. bei der Truppe, als der Feldwebel einen Untffz (Unteroffizier), den Lehrer Foßgerau aus Flensburg, und mich nach  Deutschland schickte um 2 Gefangene zu holen. Verpflegung bekamen wir mit. Wir fuhren über Köln nach Bremen.

Dorthin hatten wir unsere Frauen bestellt. Etwa um ½4 nachmittags wurden die Straßen von schmutzigen Matrosen überströmt. Sie waren in Wilhelmshafen gefangengesetzt und sollten abtransportiert werden. Sie machten was sie wollten.

Abends waren wir mit unseren Frauen im Theater. Um ½10 Uhr wurde die Revolution proklamiert. Als wir das Theater verließen, wurden wir auf dem Rückweg von Matrosen angehalten. Sie beschimpften uns und rissen uns die Kokaden von der Mütze.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Emden.

Wir kamen am Abend an und meldeten uns auf der Kommandantur. 2 Tage mußten wir warten. Am Abend war aber auch schon in Emden die Revolution. Am Morgen bekamen wir unseren Schein um den Gefangenen abholen zu können.  Er war aber schon weg. Ein Gefangenenwärter hatte ihn geholt. Darauf bekommen wir vom Arbeiter- und Soldatenrat (A u S Rat) einen von ihnen unterschriebenen

Urlaubsschein nach Flensburg. Mein Tornister war in Frankreich geblieben, weil wir ja meinten, wir würden zurückkehren. Ich habe ihn nie wieder gesehen.

In Flensburg wurde ich am 29.11.1918 mein Entlassungsgeld 50 M und das Marschgeld 15 M bekam ich von meinem Truppenteil nachgeschickt.

 

14.10.1898 – 17.9.1900: 9. Kp. Inf. Regt. von Manstein Schleswig Nr. 84

6.8.1914 – 12.10.1918: 9. Kp. Landwehr Inf. Regt. 84 III Batl.

12.10.18 – 25.10. 1918: 1. Kp. Feld Rekr. Depot   103 Inf. Division

30.10.18 – 29.11. 1918: 9. Kp. Inf. Regt. Graf Werder, 4. Rheinische Nr. 30

Gefechte

28.8. – 29.8. 1914: Schlacht bei Tannenberg

12.9. – 13.9. 1914: Marsch auf Janowo

12.10. – 19.10.1914: Broinow (Rückmarsch von Warschau)

22.10. 1914: Suliszew (Rückmarsch von Warschau)

26.10. – 28.10.1914: Krasnowa  (Rückmarsch von Warschau)

17.11. – 21.11. 1914: Rybno – Czenstochau (Vormarsch auf Warschau)

9.12. – 12.12. 1914: Cykarzew  (Vormarsch auf Warschau)

30.12. – 31.12. 1914: Lupuzno  (Vormarsch auf Warschau)

7.2. – 5.3. 1915: Stellungskämpfe östlich der Pilica (Vormarsch auf Warschau)

6.3. – 22.3. 1915: Lupuzno  (Vormarsch auf Warschau)

2.4. – 30.4. 1915: Stellungskampf bei Studczienica

17.5. – 12.6. 1915: Kämpfe bei Lütkow u. Tamorowica, Karpaten

15.6. 1915: Gefecht bei der Growato – Gora (Galizien)

19.6. 1915: Gefecht bei Stawki (Galizien)

21.6. 1915: Gefecht an der Wereszycka (Galizien)

27.6. 1915: Gefecht bei Theodorshof  (Galizien)

29.6. 1915: Gefecht bei Sielec  (Galizien)

30.6. – 9.7. 1915: Krystynopol  (Galizien)

16.7. – 18.7. 1915: Sturm und Kampf auf und bei Zaborca (Bei der Bug Armee)

20.7. – 29.7. 1915: Wolka – Uchanska (Bei der Bug Armee)

30.7. 1915: Wolka – Putuwicka

31.7.1915 1915: Leszczwy

3.8. – 12.8.1915 1915: nordwestlich bei Cholin

13.8. – 17.8. 1915: Wlodawa

18.8. – 24.8. 1915: Angriff auf Brest – Litowsk

25.8. – 26.8. 1915: Einnahme von Brest Litowsk

27.8. – 28.8. 1915: Verfolgung auf Kobrye

1.9. – 12.9. 1915: Kämpfe an der Jaziolda – Zchwianka

13.9. – 18.9. 1915: Schlacht von Slawin

19.9. – 24.9. 1915: Kämpfe an der oberen Schtschara – Serwetsch

25.9. – 26.9. 1915: Stellungskämpfe an der oberen Schtschara – Serwetsch

20.10. – 22. 10. 1915: Kämpfe östl. Baranowitschi bei Minitschi

28.10.15 – 16.3. 1916: Stellungskämpfe am Orginski Kanal (Wulka)

25.3. – 1.5. 1916: Stellungskämpfe obere Schtschara – Serwetsch (Zygane)

2.5. – 7.9. 1916: Stellungskämpfe obere Schtschara – Serwetsch (Ganzewitschi)

8.9. – 12.11. 1916: Stellungskämpfe obere Schtschara – Serwetsch (Goroditschi)

9.11. 10.11. 1916: Gefecht bei Skrobowa, verliehen an die 47 Res. Div.

14.11. – 13.12. 1916: Stellungskämpfe a.d. oberen Schtschara – Serwetsch (Telechany)

18.12.16 – 11.9. 1917: Stellungskämpfe a.d. oberen Schtschara – Serwetsch (Baranowitschi)

12.9. – 14.12. 1917: Stellungskämpfe am Njemen

15.12. 1917 – 18.2. 1918: Waffenruhe, Waffenstillstand im Kampfgebiet vor Baranowitschi)

19.2. 1918 – 22.9. 1918: Kämpfe zur Unterstützung der Ukraine

 

Kommando: 20.6.1915 – 30.6.1918 Fahrer an der Feldküche

Orden

30.9.1917                      EK II

Verwundungen

keine

Peter Richtsen

Fra: Olof Berg: Klein Wiehe / Lille Vi 1914-1918

2 tanker om “Richtsen, Peter (1878-)”

  1. Jeg stødte tilfældigt på denne interessante rapport. Peter Richtsen er en af ​​mine forfædre på min mors side. Jeg er selv over 60 år og lavede familieforskning for 45 år siden. Men jeg har aldrig haft disse oplysninger. Jeg er glad for, at der er spor fra Peter Richtsens tid tilbage fra denne tid.

  2. Her er en tilføjelse til min oldefars livsdata:

    Fødsel
    29. januar 1878 – Bov, Danmark
    Død
    26. januar 1962 – Flensborg, Slesvig-Holsten, Tyskland
    Mor
    Anna Maria Hockerup
    Far
    Thomas Christian Richtsen

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Sønderjyderne og Den store krig 1914 – 1918