Oehlert, Hans (1882-)

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Hans Oehlert 11.7. 1882

Ich wurde gleich zu Anfang des Krieges eingezogen, und zwar kam ich zur 2. Komp. des Res. Inf. Rgt. 86. Am anderen Tage rückte das aktive Regiment ins Feld.

Unser I. und II. Btl. stellte sich in Flensburg zusammen, während das III. Btl. sich in Schleswig sammelte.

Am 9. August war alles in Ordnung und das Regiment bezog Quartier in Angeln. Unsere Komp. lag in Klappholz. Man übte uns stramm im Exerzieren und Marschieren. Zuletzt lagen wir in Hüllerup und Haurup.

Bis zum 22. August blieben wir als Grenzschutz gegen Dänemark.

Am 22. gings von der Nord-Schleswigschen Weiche in 4 Transportzügen nach Frankreich. Der Weg war über Hamburg, Bremen, Münster, Duisburg. Aachen, Lüttich in die Gegend von Löwen. Wir wurden am 24.8.14 in Esemael, nördlich Brüssel, ausgeladen. Biwak bezogen wir in Gessoncourt. Durch die Stadt Löwen ging es mit Gesang. Nichts deutete auf den morgigen Tag.

Morgens um 6 Uhr Alarm! Die Belgier kamen aus Antwerpen! Das I. Btl. marschiert dem Feind entgegen. Es kommen schon 84er, die bei Bücken in Biwak lagen, verwundet dem heranrückenden Btl. entgegen.

Feind aus.

Signal: Das Ganze halt!

Verluste im I. Btl.

tot:  2 Offiziere,       17 Mann

verwundet: 6  “      “,             94     “

27.8. 1914: von Haecht nach Malines: Wir marschieren nach der Ferme St. Joseph und heben mit den Res. Jäger 9 Schützengräben aus.

29.8. 1914: Quartier in Erbs-Querbs.

31.8. 1914: Es heißt, die Belgier marschieren gegen Brüssel. Unser Marsch geht nach Fernaht. Der Feind kommt nicht.

1.-3.9. 1914: Beckerzell oder

Wolfson oder

Elleghem oder

Nachts Dilbeck.

3.-4.9. 1914: Vormarsch gegen Termonde. Es soll zum Gefecht kommen. Wir bleiben in Escheene im Alarmquartier.

7.9. 1914: Vormarsch gegen Gent. Der Feind ist aber schon abgezogen. Quartier entweder in Oerdeghem oder Gansendries oder im Nonnenkloster zu Erondeghem.

8.9. 1914: Sotteghem oder

Grottenberg

9.9. 1914: Renaix

10.9. 1914: Zurück nach Nevenbrackel

11.9. 1914: über Renaix nach Leuze, 50km bei

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Fantasiezeichnung vom Angriff bei Carlepont.

Aus Bücken selbst wird geschossen. Franktireurs sind es. Aus den Häusern der Hauptstraße und aus Der Kirche pfeifen die Kugeln.

Bald hat man die Schuldigen. Der Pfarrer wird mit anderen Schuldigen an die Wand gestellt und erschossen. Bücken selbst wird angezündet und geht in Flammen auf.

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Franktireurs in Belgien

Abends wurden wir zur Hilfe gerufen. Es geht nach Overdevaert. Wir biwakieren in strömenden Regen im Schloßpark. Es wird brenzlich. Die Bagage geht nach Löwen zurück. Gerade als sie um 9 Uhr abends eintrifft, läuft der Transportzug mit dem III. Btl. in die Halle. Löwen steht in Aufruhr.

Franktireurs überall.

Wir hören nur den Gefechtslärm.

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Gefecht bei Overdevaert 26.8. 1914

Am 26. bekommen wir um 4 Uhr morgens Kaffee. Und bald darauf: Alarm! Reguläre belgische Truppen rücken heran.

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Französische Truppen
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Belgische Truppen am Kanal

Die 1. Und unsere Komp. schwärmen gegen Haecht aus. An der Straße stehen 2 Geschütze. So um 5° morgens liegen wir in Schwarmlinie im feuchten Gras. Da kommen die ersten feindlichen Granaten.

Wir springen nach der Feuereröffnung als erste auf. Wie im Frieden greifen wir an. Nun kommen wir in die Geschoßgarbe. Als erster fällt unser Hauptmann May. Wir drängen nach; doch als uns Artillerie

Feuer faßt, müssen wir 100m zurück. Es ist unsere eigene Artillerie. Die wird vorgezogen und nun geht es los. Als wir auf 200m am Bahndamm sind, reißt der Peruwelz zwischen 11 und 12 Uhr die französische Grenze überschritten. Valenéiennes, Unterkunft im Ort. Es zeigen sich jetzt im Vorfeld englische Patrouillen. Kamen wir in einen Ort, dann wurden die männlichen Einwohner festgesetzt.

Über Solesmesu le Chateau 14.9. 1914 mittags in St. Quentin hinein; gegen Abend nach Fluquières und Pouresserie. Wir mußten dem zurückgewichenen IX. AK zu Hilfe kommen. Es schlug sich in der Gegend von Carlepont mit den Franzosen herum. Wir marschierten über Ham und Guiscard nach Noyon.

Wir wurden sofort in Pont l’evêque gegen l’Aigle eingesetzt. Da die Pioniere mit dem Brückenbau über den Kanal und die Oise nicht fertig sind, werden wir zurückgezogen und liegen alarmbereit in der Dragonerkaserne von Noyon.

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i kortet: Abs. Gefr. Petersen 1. Komp. Res. Regt. Nr. 86

Wir wurden zur Bewachung des Generalkommandos kommandiert und trinken mehr Wein als uns gut tut.

16.9. 1914 Nachts um 3 Uhr durch Pont l’evêque nach Sempigny. Zwischen 6 und 9 Uhr über die endlich fertige Brücke gegen l’Aigle. Wir greifen nachts an. Dreimal greifen wir an und werden durch das heftige feindliche Feuer immer wieder an den Boden geheftet. Der dritte Angriff gelingt. Wir machen etwa 50 Gefangene. Der Franzose will uns das Dorf wieder nehmen. Es gelingt ihm aber trotz unserer starken Verluste nicht.

Verluste:

tot:  5 Offiziere        106 Mann

verwundet: 12    “  237     “

vermißt: 41        “

17.9. 1914: Die 2. Kp. sichert das Generalkommando.

18.9. 1914: Durch ein Versehen kommt die 7. Komp. in der Dunkelheit mit der Fahne durch die Linie und wird zusammengeschossen. Viele Monate später finden die Franzosen die Fahne unter Leichen.

19.9. 1914: Wir heben südlich von Carlepont Gräben aus. Als wir in Carlepont auf der Straße stehen, bekommen wir einen heftigen Feuerüberfall und haben starke Verluste. Eine Granate durchschlägt eine Mauer und tötet den Kdör des I. Btl; Oberstltn. von Gryso und 13 Mann und verwundet 2 Offz. und 20 Mann.

Beim Essenholen kam unsere Küche ins Art. Feuer. Die Pferde gingen durch. Der Wagen fuhr über meinen Fuß, sodaß ich ins Laz. Mußte. Ich wurden in Carlepot in der Schule vom Stabsarzt verbunden. Unsere Verluste waren sehr groß. Die Erbitterung war sehr heftig, denn die Gegner des Res. Inf. Rgt 86 waren Zuaven.

Von Carlepont, nur 101km von Paris, geht es zur Auto nach Noyon. Von dort über Chauny St Quentin, Lüttich, Aachen nach Flensburg, wo ich Ende September 1914 anlangte. Zuerst lag ich im Lazarett im Pferdewasser, dann im Garnisonlazarett. Als ich wieder humpeln konnte, kam ich in die Genesungskomp. 5 des Rgt. 86. Diese wurde einmal nach Glücksburg verlegt.

Von hier aus kam ich nach Gintoft in Angeln als Verwalter eines Besitzes, dessen Besitzer als Offizier im Felde stand. Eben so gut konnte ich auf meinem eigenen Besitz arbeiten.

Im Winter 1914 auf 15 wurde ich aus dem Heeresdienst entlassen.

Der Bericht ist nach dem Erinnerungsbuch des Res. Inf. Rgt. 86, verfaßt von Friedrich Klähn, zusammengestellt.

Hans Oehlert

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