Marquardsen, Markus Peter (1884-1915)

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Markus Peter Marquardsen, geb.23. Januar 1884, gefallen 14. März 1915.

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Markus Peter Marquardsen hatte vor dem Kriege nicht gedient.

Zwar war er am 3. Juni 1906 in Flensburg zur Musterung gewesen, war zur Infanterie ausersehen, wegen zeitiger Untauglichkeit aber zurückgestellt worden.

Der Krieg verlangte aber alle verfügbaren Kräfte, und so wurde er am 17.8.14 beim Rekruten Depot Ersatz Landwehr Inf Regt. 85 eingestellt und am 14.9.14 zur 1. Komp. Ers. Btl. Landwehr Inf. Rgt. 85 überwiesen. Nachdem die neuen Soldaten das Nötigste gelernt hatten, kamen sie am 2.10.14 zur 4. Komp. des Ersatz Landwehr Bataillons 84 in Schleswig. Hier erhielten sie bis zum 7. November 14 ihre letzte Ausbildung.

Das Regiment Landwehr 84 lag ganz aufgeteilt im Osten. Während es im Sept. 14 bei Hohenstein kämpfte, war es nach der Schlacht bei Tannenberg zerrissen worden. Jedes Batl. Kämpfte als Einheit. Während das III. Btl. den Vor- und Rückmarsch nach und von Warschau machte, lag das II. Batl. bis in den Winter hinein nach vorherigen Einmarsch in Rußland an der Ostpreußischen Seenkette, um dem Anrollen der russischen Dampfwalze „Halt!“ zu gebieten und die Front zu halten, damit die Kameraden unter der genialen Führung des Generals von Hindenburg und seines Helfers, des Generals von Ludendorff den Siegesmarsch auf Warschau antreten konnten.

Endlich, nach schweren Monaten, hatte unsere Führung freie Hand, den eingedrungenen Russen in ostpreußisches Land mit starken Kräften entgegen zu treten und von der Verteidigung zum Angriff überzugehen.

Vor dem Angriff wurden die Truppen an der Seenplatte verstärkt und an den Flügeln des Angriffsfeldes, an der Memel und bei Johannisburg, starke Kräfte zusammengestellt.

Marquardsen trat am 11. November 1914 mit dem Ersatz bei dem Landwehr Inf. Regt. 84, das in der Nähe von Augsburg lag, ein und wurde der 6. Komp. zugeteilt. Schon am nächsten Tag ging es in Stellung. Die Komp. lag in der Linie Wenzken-Dowiaten. Hier lag die Landwehr 1., 10. Und 11. Landwehrdivision an der Angerapp eingegraben und wußte natürlich nichts davon, was hinter ihrer Front sich zusammenballte. Während im Norden General Eichhorn mit seiner Armee bereitstand auf Kalwarija vorzustoßen, stellten sich im Süden General v. Below, und unter ihm General Litzmann bereit, von Süden her gegen Lyck die russische Linie einzudrücken und die russische Armee unter General Sievers einzukesseln. Um aber den ganzen Feind zu fassen und den Flügeltruppen nicht allzugroße Marschstrecken zu geben, mußte die Mitte, und da lag das Landwehr Inf. Regt. 84, verharren.

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Große Marschstrecken konnten auch nicht bewältigt werden. Der eisige Oststurm, der „Wjuga“ trieb den Schnee in Wolken vor sich her. Auf der Windseite lag der Schnee in Brusthöhe an den Waldrändern. Die Sonne stand als glanzlose weiße Scheibe geisterhaft über den schwarzen Forsten, um rasch wieder zu erblinden, wenn neue Schneewirbel aus Kurland herüberjagten.

In diesen Unwettern lagen die Landwehrsoldaten in ihren behelfsmäßigen Gräben. Der Russe dachte nicht an einen feindlichen Angriff. Die Kriegstätigkeit war lau – bis auf einige russische Erkundungsvorstöße, die aber nicht bis in die deutschen Gräben kamen.

Die Landwehrleute wußten auch nichts Bestimmtes. Zwar sammelten sich hinter ihren Linien große Schlittenparks, die Wagen wurden mit Kufen versehen und zum Leidwesen des Soldaten funktionierte die Post schlecht.

Wir haben noch eine Karte von Markus Marquardsen. Sie ist vom 30.1.1915

Lieber Schwager und liebe Schwester!

Habe am 24.1. euer Paket erhalten, wozu ich mich sehr gefreut habe und mich vielmals dafür bedanke. Heute habe ich erst ein Weihnachtspaket vom Kriegerverein Großenwiehe erhalten. Es geht mir soweit noch immer gut und bin noch immer glücklich durchgekommen und hoffe es auch bis zum Ende auszuhalten. Denn wir haben schwere Tage hinter uns. Es ist hier bitterlich kalt; wir haben Frost und viel Schnee.

Einen herzlichen Gruß von hier an Euch alle

Sendet Euch Markus.

Am 7. Februar müssen aber die Flügeltruppen antreten. Der Schneefall hat nachgelassen, aber der Frost zugenommen. Es geht in mächtigem Schwung vorwärts. Aber wehe dem, der im Schnee verwundet liegen bleibt. Ihn greift der kalte Tod. Am 10.2. war der Feind an den Flügeln geworfen und verteidigte mit höchster Kraft seine Rückzugstraße Lötzen-Marggrabowa-Suwelki.

Um sie aber zu halten, verstärkte der Russe mit allen seinen Mitteln seine Widerstandskraft und warf seine besten Regimenter in das Zentrum, um geordnet in breiter Front zurückweisen zu können. Sibirische Kerntruppen, Scharfschützenregimenter hielten Wacht. Sie konnten nicht mehr überrascht werden; sie wußten was auf dem Spiele stand und hielten tapfer ihre Stellungen.

Das Wetter war umgeschlagen. Kalter Regenwind peitschte über die Felder – der Boden wurde grundlos.

Am 10.2. war der Angriffstag für das Zentrum gekommen.

Die Schulchronik des Dorfes Buddern schreibt über diese Zeit:

„Am 27. November 1914 besetzten die Russen die Trümmer des Dorfes Buddern. Einige Tage vorher war das Dorf planmäßig von den deutschen Soldaten in Brand gesteckt worden. Bis zum 10. Februar 1915 hielten es die Russen besetzt, und zwar sehr stark, während die deutschen Stellungen etwa 2km weiter westlich verliefen.” [fortsættes under billederne]

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in Angerburg
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Landwehr Infanterie
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in den Gräben an der Angerapp
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die Kirche von Buddern.

“Besonders hart waren die Kämpfe um den Friedhof; fünfmal wechselte er den Besitzer. Im Orte selbst war die Kirche von dem Brande verschont geblieben, und die Russen hatten in dem etwa 30m hohen Turm Maschinengewehre eingebaut, mit denen sie das ganze freie, ebene Gelände bis zu den deutschen Stellungen bestrichen. Der deutschen Artillerie gelang es wohl die Kirche zu zerstören, aber der Turm wies kaum leichte Beschädigungen auf. Am Vormittag des 10. Februar, unter dem Schutze eines heftigen Schneegestöbers unternahm eine Komp. des Landwehr Inf. Regt. 84 den Sturm auf den Ort und die Kirche unter Führung von Ltn. der Res. Sprecher, eines Hamburger Lehrers. Bei dem heftigen Feuer vom Kirchturm aus waren die Verluste äußerst schwer. Über 50 Mann, darunter auch Ltn. Sprecher fielen bei diesem Angriff und fanden ihre letzte Ruhestätte in einem Massengrab an der Chaussee Buddern-Angerburg. Jedoch wurden einige Jahre später die Überreste dieser Gefallenen nach dem Heldenfriedhof von Schwenzaitsen bei Angerburg überführt“. Benersdorf Hauptlehrer.

Bei diesem Angriff der Kompagnie wurde Markus Marquardsen verwundet.

Er kam ins Res. Laz. Greifswald und ist dort am 14.3.15 an Darmverschluß nach einer Blinddarmentzündung gestorben.

Der Sieg in der Schlacht an den Masurischen Seen – die Winterschlacht in Masuren – war vollkommen. In den Wäldern von Augustow zerbrach der letzte Halt. Die Masse der 10. russischen Armee streckte die Waffen. Mehr als 100 000 Mann, darunter der kommandierende General des XX. Korps, die Führer der 27., 28. und 29. Division, der 53. Reservedivision und der 1. sibirischen Kosakendivision, wanderten in die Gefangenschaft. (Die Trümmer des III. sib. Armeekorps, die Verteidiger des Zentrums [Buddern] hatten sich unter Verlust ihres Trosses durchschlagen können). Die Russen verloren im ganzen über 165 000 Mann und das ganze Gerät, das weithin über die Fluren und in den Wäldern Suwalkis verstreut lag. An diesem Sieg hatte Markus Marquardsen mitgekämpft. Von ihm blieb nur der Totenschein:

Markus Peter Marquardsen, Arbeiter, zuletzt Musketier der Ers. Res. Im Landwehr Inf. Regt. 84, 6. Kp. Alter 31 Jahre 2 Monate

Sterbeort: Greifswald, Station Chirurgische Klinik des Res. Lazaretts Langenführstraße 23

Vom untersuchenden Arzt behandelt? ja.

Tag und Stunde des Todes: 14.3.1915 mittags 1 Uhr.

Todesursache: Darmverschluß nach Blinddarmentzündung.

Sind Anzeichen einer gewaltsamen Todesart? nein.

Greifswald, den 14. März 1915

gez. Dr. Ohlig

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Auf dem Schlachtfelde, tote Russen, Sibirer.

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3.7.1906: Infanterie, zeitweilige Untauglichkeit

17.8.1914-14.9.1914: E / Landwehr Inf. Rgt. 85

14.9.1914-2.10.1914 : E / Btl. Landwehr Inf. Regt. 85 1. Komp.

2.10.1914-7.11.1914: 4. Komp. Ers. Landwehr. Inf. Rgt. 84

11.11.1914-10.2.1915: 6. Komp. Landwehr Inf. Rgt. 84

Gefechte:

2.11.14-9.2.15: Wenzken – Dowiaten

10.2.15: Buddern

10.2.15: verwundet bei Buddern

14.3.15: Gestorben im Res. Laz. Greifswald

Wer da starb im Kampf fürs Vaterland / der ruhet sicher in Gottes Hand.

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Se også: Berg, Olof: Klein Wiehe 1914-1918

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Sønderjyderne og Den store krig 1914 – 1918