Thomsen, Nicolaus Christian (1878-)

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Nicolaus Christian Thomsen (3.4.1878-?)

Ich wurde am 17.8.1915 als Landsturm-Rekrut zum Ers. Btl. Inf. Rgt. 163, Rekruten Depot I, 3. A. Btl in Neumünster eingezogen.

Der Abmarsch ins Feld war am 4.4.1916. Die Reise ging über Wittenberge, Berlin, Schnei, Damühl, Dirschau, Marienwerder, Königsberg, Eydthkunen, Wirballen, Kowno, Wilna nach Swenzjamny in der Nähe des Narocz-Sees. Dort wurde der Transport dem Res. Inf. Rgt. 266 zugeteilt. Ich kam zur 11. Komp. In demselben Rgt. diente Joh. Ingwersen (1. Kp.), der jedoch schon am 12.3.16 mit Mittelohrentzündung ins Laz. gekommen war.

Das Regt. kam vor Blisniky in Stellung. „Am 28.2. 1916 mit eine Kosackenpatrouille über das im dicke Eis des Naroczsees. Sie hatte den Befehl die Eisenbahnlinie Lida-Wima-Dücrburg zu zerstören, um die rückwärtigen Verbindungen der Armee Eichhorn zu lähmen. Das war der Auftakt zum großen russischen Durchbruchsversuch.

Der Hauptangriff der Russen war zwischen der Kamaika und dem Naroczsee. Es stürmten gegen die deutschen Linien die Korps: I XXVII, das sibirische I. und das VII. Kav. Korps unter dem General Pleschkov. Südlich vom Naroczsee griffen an: V. und XXXVI. Korps, II. sib. Korps und eine Kosackendivision unter dem General Balujew. Am 15.3. 1916 machte der Russe sich fertig. Am 17. trommelte er. Am 18. griff er an. Balujews V. Korps nistete sich in den Schluchten südlich vom Naroczsee ein und stürmte gegen die 75 Res. Div., die Blisurki verteidigte. Das russische Sturmziel, das Dorf Mokrycu, sahen nur gefangene Russen. Der Russe mußte in seine Sturmstellungen zurückgehen. Am 19. konnte der Russe nur trommeln, um den Deutschen in Unruhe zu halten.

Am 20.3. 1916 durchbrach des sib. Korps die Stellung. Drei russische Wellen (trieb) wurden von den dtsch. Regimentern 251 und 250 mit Gewehrenn zurück getrieben; dann ging die Flut über sie weg. Das Loch wurde durch die 80. Division gestopft. Blisniki war jedoch mit einem Gelände von 4km Tiefe in russischer Hand!

Das sollten wir 266er wieder gut machen. Die letzte Bahnstation war Svenzjany. Von hier aus hatten wir 4 Tagesmärsche zur Truppe. In der Nähe von Pranki lagen wir in den Unterständen eines Waldlagers. Die Stellung war vor Blisniki und der Friemelhöhe. Diese waren im März verloren gegangen. Es ging das Gerücht: Elsässer eines anderen Regimentes hatten Verrat geübt, das hätte vielen Kameraden das Leben gekostet.

Die Stellung, in die wir jetzt hineinkamen, war schlecht. Im vorderen Graben und in den Verbindungsgräben stand viel Wasser:

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Zeichnung: Wegeverhältnisse in der Gegend am Naroczsee
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Narocs See

Es war so viel Dreck, daß wir ständig mit nassen Füßen dort standen. Unterstände gab es vorne nicht. (Kein Wunder, denn es war nach der Abriegelung des russischen Durchbruches nur eine Behelfsstellung). Die Witterung war nachts noch sehr kalt. Auf dem See lag noch dickes Eis. Es soll im Winter über 1m dick gewesen sein.

Die verlorenen Stellungen mußten wir am 28.4. wiederholen. Vorher mußten wir noch tüchtig schanzen, damit wir das Wasser aus den Gräben loswurden. Unser Drahtverhau wurde von der russischen Artillerie, die unter franz. Führung stand, viel kaputt geschossen.

Wir waren am 25.4. 1916 in der vordersten Stellung. Am 27.4. 1916 abends wurde uns mitgeteilt, daß wir am anderen Tage den Angriff machen sollten. Jeder bekam dann einige Handgranaten und Patronengurte ausgeliefert.

Nachts kam die Verstärkung heran. Wir standen dicht im Graben, fast Schulter an Schulter. Morgens um 4 Uhr begann unsere Artillerie ein Trommelfeuer auf die Stellung der Russen. Es schien überraschend zu kommen, denn sie erwiderten anfangs das Feuer nicht. Wir sahen, wie drüben unsere Granaten einschlugen. Land und Staub. Balken und Pflöcke wirbelten in der Luft umher.

Erst nach einer halben Stunde antwortete der Russe. Vor Rauch und Staub konnten wir nichts sehen. Ganz in unserer Nähe schlugen russische Granaten ein.

Sie taten jedoch keinen großen Schaden. Um 10 Uhr vormittags setzten unsere Artillerie auf einmal aus. Wir mußten aus dem Graben heraus und rüber zum Feind. Unterwegs bekamen wir eine Ladung Schrapnells. Ich sah einige Kameraden fallen. Wir suchten Schutz in den Granatlöchern. Ein Kamerad, der bei mir im Loche lag, bekam einen Kopfschuß und war sofort tot.

Als der Schrapnellhagel ein wenig nachgelassen hatte, liefen wir weiter. Wir kamen bald in die russische Stellung. Die noch lebenden Russen, etwa 4000 Mann, gaben sich gefangen. Tote und Verwundete lagen an einigen Stellen in Haufen übereinander. Ein Beweis: Unsere Artillerie schoß besser als die russische. Wir sind dann noch weiter über die russischen Stellungen und über Blisniki vorgegangen. Von dem Ort standen nur noch einige Mauerreste der Kirche.

Auf freiem Felde wurden wir wieder von Artillerie beschossen. Hierbei flog mir ein Granatstück gegen das linke Schienbein. Das schwoll gleich dick an.

Hermann Kegemann: Geschichte des Krieges – sagt: Als der Kaiser im Mai 1916 die Ostfront besuchte, fand er am Naroczsee Blisniki wieder in deutscher Hand. Eichhorn hatte Balujew am 28.4. in einem einzigen Anlauf aus den teuer erkauften Stellungen vertrieben und ihn in die Linie Nachowce – Zanarocze zurückgeworfen. Es war der erste Angriff im Osten, der von den deutschen mit den Kampfmitteln des Westens geführt wurde“.

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Foto: Blick auf den Naroczsee
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Foto: Im Lazarett in Braunschweig
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Foto: Beim Mistladen in Rendsburg

Ich kam noch am selben Abend nach Pronki ins Lazarett. Am anderen Tage wurden wir auf Wagen nach der nächsten Bahnstation gefahren und nach Wilna verladen. Hier lag ich im Kriegslazarett Antokoll vom 30.4.-7.5. 1916. Hier wurde mein Bein durchleuchtet und eine Knochensplitterung festgestellt. Das Bein wurde in Gipsverband gelegt. Mit dem nächsten Lazarettzug fuhr ich nach Braunschweig. Es war der erste Lazarettzug der dort eintraf, und darum wurden wir besonders gut aufgenommen.

Ich lag vom 9.5.-8.6. 1916 im Res. Lz. Städtisches Krankenhaus.

Nach der Heilung kam ich am 9.6. 1916 in die Genes. Komp, 2. Ers. Btl. I .R. 86 nach Hadersleben. Am 22.6. 1916 wurde ich nach der Genes. Kp. I. Btl. Ersatz I. Btl. Ersatz I. R. 90 in Wismar versetzt. Am 30.6. 1916 kam ich in die Gen. Kp. II. Btl. Ers. 90 und dann am 29.7. 1916 als K.V. in die 1. Kp. II. Btl. Ersatz 90.

Ich war für die Infanterie nicht mehr fähig und kam am 1.12. 1916 zur Train Ers. Abt. 9 nach Rendsburg.

Am 3.3. 1917 kam ich ins Mannschaftsdepot des Ers. F.A.R. 4, Rendsburg.

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Vom 26.4.-17-3.7. 1917 lag ich in Itzehoe in der 3. Ers. Batterie, F.A.R 9, 2. Ers. Abt. Von dort ging es als Fahrer ins Feld; diesmal nach Westen. Die Reise ging über Schwerin, Hamburg, Bremen, Münster, Osnabrück, Köln, Herbesehal, Lüttich Namur, Manbeuge, Charleville nach Notre Dame de Liesse am Chemin des Dames.

Unterkunft hatte das Rgt. im Wesellager bei Marchair. Ich gehörte zur 2. Bttr. F.A.R. 504. Orte, in denen wir gelegen haben waren: Eppes, Veslud, Laon und Ahies sous Laon. Wir nahmen an den abflauenden Kämpfen um den Chemin des Dames teil. Das F.A.R. 504 lag dort in Stellung vom 11.7.-27.8.17. Schon am 29.8.17 war ich in der Genesenden Kp. II. Ers. Abt. F.A.R. 60 und wurde dann am 4.9.17 zur Bewirtschaftung meines eigenen Betriebes aus dem Heeresdienst in die Heimat entlassen.

17.8. 1915: Ers. Btl. I. R. 163, Rek. Dep. I 3. A Btl.

4.4. 1916: R. I. R. 266    11. Kp.

30.4. 1916-7.5.1916: Wilna, Kriegslaz. Autokoll.

9.5. 1916-8.6. 1916: Res. Laz. Städt. Krankenhaus, Braunschweig

9.6. 1916: Genes. Kp. II. / Ers. 86 Hadersleben

22.6. 1916: Genes. Kp. I. / Ers. 90 Wismar

30.6. 1916:  Genes. Kp. II. / Ers. 90 Wismar

29.7. 1916:  i. Kp.  II. / Ers. 90 Wismar

1.12. 1916: Train Ers. Abt. 9 Rendsburg

3.3. 1917: Mannschaftsdepot Ers. F.A. Rgt. 9. Rendsburg

26.4. 1917-3.7. 1917: 3. Ers. Battr. F.A.R. 9. 2. Ers. Abt. Itzehoe

11.7. 1917-27.8. 1917: 2. Bttr. F.A.R. 504

29.8. 1917-4.9. 1917: Genes. Bttr. II Ers. Abt. F.A.R. 60

Gefechte:

11.4. 1916-29.4. 1916: Angriff am Naroczsee bei Blisniki

11.7. 1917-4.9. 1917: Stellungskampf am Chemin des Dames.

Verwundungen:

28.4. 1916: G.G. l. Bein, Unterschenkelbruch

Auszeichnungen:

Verwundetenabzeichen in schwarz.

Nicolaus Thomsen

Fra: Olof Berg: Klein Wiehe / Lille Vi 1914-1918

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Sønderjyderne og Den store krig 1914 – 1918