Lorenzen, Ferdinand (1889-1915)

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Ferdinand Lorenzen (1889-1915)

Ferdinand Lorenzen geboren 10.8.1889

Ferdinand Lorenzen ist in Kleinwiehe in der Familie von Nicolaus Thomsen großgeworden und ist in dieser Weise ein Kleinwieher. 1911 kam er nach Sonderburg in die 11. Komp. des Füsilier Rgt. 86. Juli 1913 wurde er zum Gefreiten befördert. 1914 kam er ins Feld. Die Schilderung seiner Feldzeit ist dem Buch des Rgt. 86 von Wilhelm Jürgensen entnommen.

„Am 18. erhielt das Rgt. seinen ersten Ersatz. 150 Mann, meistens Landwehr. Sie waren in aller Eile am 16. aus der Bahn geholt und gleich bei Cüts am rechten Flügel der Armee ins Gefecht geworfen.“

Eine Karte aus Chauny vom 16.9.14 sagt: Wir gehen jetzt gleich ins Gefecht, um die Feuertaufe zu erhalten. Die Fahrt hier runter hat ungefähr 120 Stunden gedauert.

20.9.14. allgemeiner Angriff. Mit entladenem Gewehr und das letzte mal mit wehenden Fahnen greifen die 86 an, den Ersatz schon in den Reihen. Das III. Btl (in der 9. Kp. ist Ferdinand Lorenzen) prallt zu weit vor und gerät in Kreuzfeuer. Der Kdör fällt. Das Btl. muß zurück. Am Nachmittag ist das Angriffsziel erreicht. 519 Gefangene, ein Feldzeichen, 2 Maschinengewehre mußten mit 93 Toten, 179 Verwundeten und 142 Vermißten bezahlt werden.

22.9.14 Die Stellung wurde um noch 1500m weiter vorgeschoben. Da erstarrte sie zum Grabensystem.

Die Stellungen entstanden langsam. Ziemlich ungeschoren vom Gegner vergingen die Tage. Das Rgt. wurde weiter nach rechts vor die Quennevières Farm gezogen. Man wollte diese Farm in die deutsche Stellung mit einbeziehen. (Hätte man es getan, wäre im nächsten Jahr viel Blut gespart worden). Man kam nicht so weit, da das Rgt. 86 nach Dreslincourt-Pimprez in Stellung kam. Das III. Btl. baute die Stellung vor Dreslincourt. Die ruhigen Wochen wurden durch Arbeit, lebhafte Patrouillentätigkeit und zunehmendes franz. Artilleriefeuer gewürzt. In der Nacht vom 20.-21. Dez. wurde das Rgt. abgelöst und verlebte das Weihnachtsfest (III. Btl) in Audignicourt und Vassens.

In der Nacht vom 26.-27. Dez. 1914 lösten das III. Btl. vorne ab und lag in Stellung bis zum 6.1.1915. Die Stellung war die schlechteste, die das Rgt. bis zum Winter 16 auf 17 gehabt hat. Am schlimmsten war es mit dem Dreck. Die Gräben waren so verschlammt, daß 10 Minuten Weg 1 Stunde verlangten. Erst die trockene Sommerzeit besiegte den entsetzlichen Dreck; Menschenarbeit war vergebens.

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Sonderburg 16.8.1912
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Sonderburg 27.7.1913

Im April war die Stellung fertig: durchlaufender Graben, genügend Unterstände. Der unterirdische, der Sprengkrieg, begann von der unseligen Quennevières Farm her. Das III. Btl. lag in der Mitte, zwischen den Verbindungsgräben: Sonderburg, Flensburg und Schleswig mit der windigsten Stelle des ganzen Regimentsabschnittes: Soltaueck. In der Erde buddelten die Pioniere. Hier und dort flog eine Sappe in die Luft und verschüttete die Sappen Posten. Ein Vergeltungsunternehmen am 14.4.15 mißlang. Schon die erste Welle mußte in den Graben zurück. Mit der Artillerie Vorbereitung von 1914 war 1915 schon nichts mehr zu machen. Der Franzose sollte es dem Regiment am 6. Juni vormachen.

Minen, Sprengungen und wüstes Artilleriefeuer bereiteten den 6.6. vor. Die ganze Stellung wurde zerschlagen. In dem Vorbereitungsfeuer litt besonders das III. Btl; die 9. Kp. hatte es gut; sie lag in Divisionsreserve. 10 Tage hatte das Zermürbungsfeuer schon gedauert, als am 6.6. morgens Ruhe eintritt. Die 9.+10. Komp. lösen vorne ab, als das Trommelfeuer wieder beginnt und nun in den vollgepfropften Gräben wütet. Um 11 Uhr greift der Franzose mit 4 Btl. An: Zuaven, Scharfschützen und Bretonen.

Über die alte erste Linie können sie so hinwegsetzen. Was noch lebt ist verschüttet. Die 2. Welle, di „Nettoyeurt“ die Grabenreiniger – die Schlächter – beginnen mit ihrer Arbeit. Teile der Zuaven sind Neger und lechzen nach Blut.

Der Feind stößt durch bis an den Rand der Moulin-Schlucht, wo ihm sogar eine Batterie in die Hände fällt. Endlich kann die Einbruchsstelle abgeriegelt werden. Wäre er durch die Schlucht hindurchgekommen, so wäre die deutsche Front durchgestoßen gewesen. (1915 wandte man die Tiefengliederung noch nicht an). Herbeigeholte Nachbartruppen konnten dem Vordringen des Feindes Einhalt gebieten.

Die schwachen Reste des III. Btl. Werden nach Audignicourt zurückgeführt um neuformiert zu werden.

Am 7.6. war das Unglück behoben. Der Durchbruch konnte als gescheitert angesehen werden. Überall wurde eifrig geschanzt, um ein neues Unglück zu verhüten. Gleichzeitig wurde die Stellung zu einem Gegenschlag vorbereitet. Die Artillerie wurde erheblich verstärkt; neue Truppen wurden eingesetzt.

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Chauzy 16.9.14

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i kortet: Abfd. Untffz. d. Res. Ferd. Lorenzen

  1. Armee K. 18. Division

Füsil. Regt. N°86. 9. König.

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Chauny 24.4.15

85., 90. und Res. 75 griffen am 14. Juni nach schwerer Artillerievorbereitung an und konnten fast das Verlorene wieder nehmen; an Soltaueck sogar 100m weiter vor kommen. Der linke Flügel hing ab. Am nächsten Tage aber konnten die 86‘er selbst 150 meter weiter vorkommen.

Am 15.+16. Griff der Franzose wieder an; nunmehr auf breiterer Front; konnte aber am Endergebnis doch nichts ändern. Drang er auch stellenweise wiederum in das Grabensystem der 86er ein, in schneidigen Anlauf wurde er wieder hinausgeworfen.

14 Tage, einzelne Kompagnien 3 Woche, hatte das Rgt. vorne ausgehalten, hatte das schwerste Artilleriefeuer und wütende Angriffe über sich wegrasen lassen. Es hatte das harte Sterben so vieler Kameraden gesehen.

14 Offiziere waren tot; 10 verwundet und 3 vermißt. Von der Mannschaft waren 209 tot, 559 verwundet und 842 vermißt. Die Franzosen meldeten nur 250 Gefangene; die Differenz sind 600. Die sind vorne in den Unterständen von Granaten verschüttet worden, von Minen gerissen oder unter den Messern, Bajonetten und Handgranaten betrunkener Neger verblutet und zerfetzt.

Es ist immer wieder behauptet worden, daß dieses Unglück nur durch Verrat von Nordschleswigern möglich geworden sei. Zugegeben sei, daß einige Eid und Ehre für wenig ansahen und zum Feinde oder nach Dänemark überliefen; zugegeben sei auch, daß eben an der Grenze eine vorzügliche Spionageeinrichtung organisiert war, deren Leiter sogar das Kreuz der Ehrenlegion von Frankreich erhielten: Die Masse der Nordschleswiger hielt jedoch treu zur Fahne, auch, wenn sie anderen politischen Glaubens waren.

Von der Hand zu weisen ist Verrat aber nicht. Nur – die Beteiligten werden sich hüten, ihr Wissen auszuplaudern.

Das Regiment war vollständig abgekämpft. Es wurde weit zurückgezogen; das III. Btl. kam nach Varesnes und Morlincourt, 20km hinter der Front. Da konnte sich das Regiment in den reichen Dörfern an der Oise erholen.

Während der Ruhezeit erhielt das Regiment Ersatz und wurde aufgefüllt. Am 11.+12. Juli 15 ging es wieder in Stellung. Das III. Btl. lag wieder in der Mitte, in seiner alten Stellung.

Nach dem Instellunggehen hat Ferdinand Lorenzen noch geschrieben und berichtet, daß er das EK II bekommen hatte.

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Grab in der Moulinschlucht

In der Stellung war es besser geworden. Das Zusammenwirken – Infanterie und Artillerie – war gut zu nennen. Auf Anforderung der Infanterie schoß nun die Artillerie und schaffte Erleichterung. In Stellung standen Minenwerfer und konnten dem Franzosen Gleiches mit Gleichem vergelten.

Trotzdem der Feind seine Angriffsabsichten aufgegeben hatte, lag doch immer beträchtliches Artilleriefeuer auf der deutschen Stellung und verlangte in den zwei letzten Wochen des Juli-Monats 46 Tote und 105 Verwundete.

Unter diesen Toten war auch Ferdinand Lorenzen.

Er liegt begraben in der Moulin Schlucht. Nach der Umbettung fand er seine letzte Ruhestätte auf dem deutschen Heldenfriedhof Namcel, Departement Oise.

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Gefechte:

16.9.14-18.9.14: Einsatz bei Cuts.

20.9.14: Angriff bei Autrêches.

21.9.14-6.10.14: Stellungskrieg bei Moulin

6.10.14-8.10.14: “       “       vor der Quennevières Farm.

8.10.14-17.12.14 ; “              “       vor Dreslincourt u. Pimprez

26.12.14-26.7.15 : “              “       bei Moulin sous Touvent.

6.6.15-16.6.15: Kämpfe bei Moulin

26.7.15: bei Moulin gefallen.

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Beförderungen :

1913: Gefreiter

Unteroffizier

 

Orden und Ehrenzeichen

Juli 15: EK II. Klasse

Erste Stellung Moulin Schlucht mit Friedhof

Stellung Moulin

Blick von Moulin Schlucht nach vorne

Olof Berg: Klein Wiehe / Lille Vi 1914-1918

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